Der Markt auf einen Blick: Echter Wahnsinn
Dieser Sommer erweist sich als heisser als erwartet – und zwar nicht in Bezug auf die Temperaturen, sondern auf die Bewegungen an den Märkten.
Von überraschenden Einbrüchen bei Aktien über unerwartete Gewinne bei Anleihen und Währungen bis hin zu einer wilden Fahrt bei Kryptowährungen zeigt sich die Finanzwelt alles andere als ruhig.
Falls Sie selbst investieren, fragen Sie sich wahrscheinlich, was gerade passiert, was sich geändert hat und was Sie erwarten können. Lassen Sie uns also direkt mit der Analyse loslegen.
Der Markt auf einen Blick: Echter Wahnsinn
Ich muss zugeben, ich bin ein grosser Fan von Jamiroquai. Ich habe die englische Funkband als Teenager entdeckt, und bis heute sorgen ihre Songs für die richtige Stimmung auf einigen Autofahrten mit meiner Familie. Was kann man an dieser Band schon nicht mögen? Der Groove, die Texte, die visuellen Effekte – sie haben einfach alles. Einige der sozialen und ökologischen Themen, welche sie angesprochen haben, waren zu der Zeit recht visionär. Der Song, den wir für die Ausgabe dieses Monats gewählt haben, ist einer ihrer grössten Hits: «Virtual Insanity», was sich auf Deutsch als «echter Wahnsinn» oder «virtueller Wahnsinn» übersetzen lässt. Dieser Song, welcher der Band 1997 einen Grammy Award und einen Guinness Weltrekord für das bestverkaufte Funkalbum der Geschichte einbrachte, beschreibt auch auf perfekte Weise die aktuelle Stimmung auf den Märkten, die in der zweiten Julihälfte stark eingebrochen sind.
Normalerweise bedeutet Sommer eine ruhigere Zeit für die Finanzmärkte. Weniger Marktteilnehmende bedeuten weniger Transaktionen und weniger Liquidität, was manchmal zu verstärkten Marktbewegungen führen kann. Genau das haben wir im Juli beobachtet, wobei die ausgeprägtesten Rückgänge in einem der überschwänglichsten Bereiche der Märkte auftraten: dem Technologiesektor.
Viele kluge Investorinnen und Investoren hatten in den vergangenen Monaten Alarm geschlagen und darauf hingewiesen, dass das, was im Technologiesektor geschieht, echter Wahnsinn sei. Nvidia erreichte eine Marktkapitalisierung von einer Billion Dollar, KI trieb den S&P an, die «Magnificent Seven» waren beeindruckender denn je… Und nun befinden sich die Anlegerinnen und Anleger wie Jay Kay im «Virtual Insanity»-Musikvideo auf unsicherem Boden.
Ist dies der Beginn eines Crashs, den viele vorhersagen, oder nur ein vorübergehender Rückschlag?
Bevor wir diese Frage beantworten, sehen wir uns die jüngsten Marktbewegungen noch einmal genau an.
Wichtigste Erkenntnisse:
Die Aktienmärkte erlitten im Juli einen Rückschlag, möglicherweise als Reaktion auf eine Neubewertung des schnellen Wachstums in letzter Zeit.
Die Anleihenmärkte legten zu, angetrieben durch die Aussicht auf tiefere Zinsen.
Rohstoffe hatten zu kämpfen, aber Gold blieb stabil.
Der Schweizer Franken wertete gegenüber den meisten Währungen auf.
Die Kryptowährungsmärkte blieben volatil; Bitcoin erlangte politische Aufmerksamkeit, während Ethereum Schwierigkeiten hatte, von den Nachrichten zur ETF-Zulassung zu profitieren.
Was mit Aktien geschah
Der Juli begann vielversprechend. Am 16. Hat der S&P 500, der führende amerikanische Aktienindex, einen neuen Höchstwert erreicht, was die meisten Aktienmärkte weltweit beflügelte. Sogar die europäischen Märkte schienen sich langsam von ihrem Kater nach den Wahlen zu erholen.
Doch dann wendete sich das Blatt. Die meisten Indizes fielen stark und schlossen den Monat im negativen Bereich ab. Und dieser Trend scheint sich auch im August fortzusetzen.
Was war der Auslöser? War es die Berichtssaison, die gemischt begann? Die Unsicherheit rund um die bevorstehenden US-Wahlen? Eine gewisse Ungeduld wegen der Zögerlichkeit der Zentralbanken? Schlechtere Wirtschaftsdaten? Oder die Erkenntnis, dass Bäume nicht in den Himmel wachsen, auch nicht angetrieben von KI?
Wie es auf den Märkten oft der Fall ist, ist die Suche nach Schuldigen sinnlos. Auch die Aussage «es war längst überfällig» bringt nicht wirklich viel. Besser konzentrieren wir uns darauf, wie wir mit dieser Situation umgehen, und wie wohl wir uns mit ihr fühlen.
Von unserer Seite haben wir bereits im Mai Schutzmassnahmen für unsere Portfolios eingeführt, da wir die Begeisterung der Anlegerinnen und Anleger als etwas übertrieben einstuften. Im August haben wir weitere Schritte unternommen, um das Risiko in den Portfolios zu senken. Dies versetzt uns in eine bessere Position, um über die nächsten Schritte nachzudenken, doch eine endgültige Antwort haben wir nicht.
Könnten die Aktienmärkte weiter fallen? Sicherlich. Wie wir bereits in der Märzausgabe unseres Newsletters erwähnt haben (diese können Sie hier nachlesen), sind einige Bereiche des Marktes eindeutig überbewertet, insbesondere im Technologiesektor. Der kleinste Funke, wie ein Gewinnbericht, der schlechter ausfiel als erwartet, oder eine unerwartete Nachrichtenmitteilung, könnte leicht einen Ausverkauf auslösen. Allerdings ist ein massiver, allgemeiner Einbruch aktuell aus mehreren Gründen nicht absehbar:
Erstens haben wir in den letzten Jahren häufiger lokal begrenzte Korrekturen gesehen, bei denen der Rückgang in einem Sektor durch Gewinne in einem anderen ausgeglichen wurde.
Zweitens, wie wir schon oft betont haben, sind nicht alle Teile des Marktes überbewertet; einige sind deutlich unterbewertet. Während Tech-Aktien stark fielen, sahen wir, wie zuvor weniger beachtete Sektoren wieder Aufwind bekamen, wie etwa kleinere Unternehmen, Value-Aktien und Regionalbanken.
Schliesslich könnten die Zentralbanken, falls sich die makroökonomische Lage verschlechtern sollte, unterstützende Massnahmen ergreifen. Bis dahin, und solange wir nicht eines Besseren belehrt werden, sehen wir diese Korrektur als Gelegenheit, gezielt einzukaufen.
Was mit Anleihen geschah
Der einen Leid ist der anderen Freude. Während Aktienanlegerinnen und -anleger nach «Zaubersprüchen» und «grossen Dingen die klein sein sollten» jagen, von denen Jay Kay in Virtual Insanity singt, kann man sich stets darauf verlassen, dass Anleiheninvestorinnen und -investoren bodenständig bleiben. Inflation, Zinssätze und ökonomische Daten bestimmen ihren Alltag.
Als Folge der Zinssenkung durch die Zentralbanken in Europa und der Erwartung, dass die Federal Reserve im September dasselbe tun wird, sind die Preise von Anleihen gestiegen und die globalen Anleihenindizes liegen diesen Monat um 1% höher. Folglich gewinnen auch die konservativsten Portfolios nach Jahren schlechter Renditen wieder an Stärke. Das ist eine gute Nachricht und eine gute Erinnerung daran, dass sich Diversifizierung beim Anlegen als nützlich erweisen kann.
Was mit Rohstoffen, Währungen und digitalen Vermögenswerten geschah
Der Juli war kein grossartiger Monat für Rohstoffinvestorinnen und -investoren, und die ersten Tage im August verheissen ebenfalls nichts Gutes. Die Ölpreise sind gesunken, Industriemetalle blieben in einer Abwärtsspirale und die Agrarrohstoffe erreichten neue Tiefstände. Nur das Gold, angeregt durch den weit verbreiteten Pessimismus, hat ein paar Prozentpunkte gewonnen.
Der Pessimismus führte auch zu einer Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber den meisten anderen Währungen, was gute Neuigkeiten für diejenigen sind, die während der Ferien im Ausland auf etwas zusätzliche Kaufkraft gesetzt haben. Unsere Landeswährung bleibt ihrem Ruf als sicherer Hafen treu, sie ist eine Anlage, die während Marktturbulenzen voraussichtlich ihren Wert behält oder steigert. Diese Eigenschaft könnte interessant werden, falls sich die Situation an den Märkten weiter verschlechtert.
Schliesslich waren die Ergebnisse auf den digitalen Märkten gemischt. Bitcoin, das weiterhin politische Aufmerksamkeit geniesst (einige behaupten ja, es sei zu einem Indikator für Donald Trumps Umfragefortschritte geworden), stieg im Juli um 7,4%, bevor es bei der Marktkorrektur getroffen wurde. Ethereum hingegen kämpfte trotz der Einführung mehrerer ETFs und solider Zuflüsse.
Zusammenfassend war der Juli ein stürmischer Monat für Investorinnen und Investoren und der August startete ebenfalls holprig. Die Aktienmärkte fielen und die Bewegungen wurden wohl durch fehlende Liquidität verstärkt. Wie bereits im Juni erwähnt, erwarteten wir zwar Turbulenzen über den Sommer, sind derzeit aber nicht übermässig besorgt. Solange die Diversifikation unsere Verbündete bleibt, und wir uns auf Schutzmassnahmen in unseren Portfolios verlassen können, sollten wir die Märkte gut navigieren können.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen einen angenehmen restlichen Sommer. Mal eine Pause einzulegen ist auch eine Möglichkeit, sich vorübergehend aus einer Welt des echten Wahnsinns zurückzuziehen.
Entmystifizierungsraum: Welchen Einfluss haben Wahlen auf die Märkte?
2024 ist ein historisches Wahljahr, mit Wahlen in 64 Ländern. Mehr als 49% der Weltbevölkerung wird dieses Jahr an den Urnen erwartet. Im Juli fanden in Grossbritannien und Frankreich Wahlen statt, und nun richtet sich der Fokus auf die US-Wahlen. Daher möchten wir uns etwas Zeit nehmen, um eine Frage zu besprechen, die uns oft gestellt wird: Beeinflussen Wahlen generell die Finanzmärkte?
Theoretisch ist es vernünftig anzunehmen, dass Wahlen die Finanzmärkte beeinflussen können. Die Politik beeinflusst die Wirtschaft durch Vorgaben, Steuern und Ausgaben, was wiederum die Ansichten der Anlegerinnen und Anleger über die Finanzmärkte beeinflusst. Allerdings sind diese Zusammenhänge oft subtiler als wir denken, was es für Investorinnen und Investoren schwierig macht, wirklich davon zu profitieren. Lassen Sie uns also zunächst zwei Mythen aus dem Weg räumen:
Mythos #1: Märkte tendieren dazu, im Jahr vor den Wahlen anzusteigen
Einige sind der Überzeugung, dass die regierende Partei kurz vor einer Wahl die Wirtschaft und die Märkte ankurbelt, um die Gunst der Wähler zu gewinnen, doch laut einer Studie von Fidelity Research sprechen die Daten nicht für diese Annahme. Es stimmt zwar, dass Märkte in Wahljahren oftmals steigen, jedoch hängt das nicht zwingend mit den Wahlen zusammen; es ist einfach so, dass Märkte im Durchschnitt tendenziell steigen.
Mythos #2: Die eine Partei ist besser für Marktrenditen als die andere
Bei Betrachtung der Aktienmärkte in den USA oder Grossbritannien über die vergangenen 100 Jahre, ist festzustellen, dass sie unter fast jeder Parteikombination – linkes, rechtes oder geteiltes Parlament – historisch positive Renditen erzielt haben. Tatsächlich sind die Märkte unparteiisch und reagieren eher auf die allgemeinen wirtschaftlichen Bedingungen. Ausserdem gibt es oft erhebliche Unterschiede zwischen den Versprechungen im Wahlkampf und den politischen Massnahmen, die tatsächlich umgesetzt werden, sobald der Kandidat oder die Kandidatin im Amt ist. Daher kann es riskant sein, vor den Wahlen darauf zu wetten, welche Sektoren am meisten betroffen sein werden.
Haben Wahlen also überhaupt keinen Einfluss? Es scheint Situationen zu geben, in denen der Einfluss ausgeprägter ist:
Der Einfluss von Wahlen ist in Schwellenländern tendenziell stärker als in entwickelten Ländern.
Märkte reagieren tendenziell positiv auf Veränderungen, weshalb wir höhere Durchschnittsrenditen sehen, wenn es einen Regierungswechsel gibt.
Märkte mögen keine Unsicherheit. Aus diesem Grund hat der britische Markt diesen Monat weniger stark reagiert als der französische Markt. Unsicherheit bezüglich der Umsetzung politischer Massnahmen, insbesondere wenn diese internationale Beziehungen betreffen, hat ebenfalls bedeutende Auswirkungen, wie beim Brexit zu sehen war.
Quelle: Fidelity Research. Vergangene Wertentwicklungen sind keine Garantie für zukünftige Ergebnisse. Die Daten erstrecken sich vom 30. November 1950 bis zum 14. November 2023. Die Jahre repräsentieren den 12-Monats-Zeitraum vom 30. November bis zum 30. November nach einer US-Präsidentschafts- oder Zwischenwahl. Das Diagramm zeigt die durchschnittliche, minimale und maximale Preisrendite, die während dieses Zeitraums erzielt wurde. Aktien werden durch den S&P 500® repräsentiert.
Wie sollten Investorinnen und Investoren also ihre Portfolios auf Wahlen vorbereiten?
Erstens sollten Sie an Ihrer Strategie festhalten. Wahlen erzeugen viel Unruhe, und es ist oft besser, diese zu ignorieren. Wie die Forschung zeigt, haben wirtschaftliche Variablen wie Inflation oder Wachstum einen weitaus grösseren Einfluss auf die Marktrenditen.
Zweitens sollten Sie an den Wahlen teilnehmen. Dies ist ein indirekter Weg, um den Markt in die gewünschte Richtung zu beeinflussen!
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