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Obligationen erklärt: Grundlagen und Funktionen von Anleihen in der Schweiz

Obligationen erklärt: Grundlagen und Funktionen von Anleihen in der Schweiz

28. Februar 2025
Investieren

Obligationen gehören zu den zentralen Anlageinstrumenten im Schweizer Finanzmarkt. Sie bieten Privatanlegerinnen und Privatanlegern eine relativ sichere und planbare Rendite. Als wichtiger Baustein eines ausgewogenen Portfolios haben sie durch die jüngste Zinsentwicklung wieder an Attraktivität gewonnen.

Was sind Obligationen?

Eine Obligation (auch Anleihe oder Bond genannt) ist ein festverzinsliches Wertpapier bzw. eine Schuldverschreibung. Anlegerinnen und Anleger leihen dem Herausgeber der Obligation (dem sogenannten Emittenten) Geld für einen festgelegten Zeitraum und erhalten dafür Zinszahlungen (Coupons) sowie am Ende der Laufzeit die Rückzahlung des investierten Kapitals.

Obligationen zählen zum Fremdkapital: Als Gläubigerinnen und Gläubiger haben Investierende einen vertraglichen Anspruch auf Zins- und Rückzahlung, aber kein Mitspracherecht im Unternehmen. Aktien hingegen sind Eigenkapital: Wer eine Aktie kauft, erwirbt einen Unternehmensanteil, partizipiert am Gewinnwachstum, hat Stimmrechte und trägt ein entsprechend höheres Risiko.

Die Bonität (Kreditwürdigkeit) des Emittenten bestimmt massgeblich die Ertragschancen und Risiken. Ein erstklassig bewerteter Schuldner (etwa der Schweizer Bund) kann sich sehr günstig finanzieren, weil das Ausfallrisiko minimal ist. Emittenten mit schwächerer Bonität müssen höhere Zinsen bieten, damit Investierende das Risiko eingehen. Grundsätzlich gilt: Je höher die Zinsen, desto grösser das potenzielle Ausfallrisiko.

Der Schweizer Obligationenmarkt

Die Mechanismen des Schweizer Obligationenmarktes folgen grundsätzlich den gleichen Prinzipien wie in anderen Ländern, sind aber in das spezifische schweizerische Finanzsystem mit seinen Besonderheiten wie hohe Geldwertstabilität, traditionelles Bankgeheimnis und hohe Bonität der öffentlichen Emittenten eingebettet.

Häufige Emittenten in der Schweiz sind:

  • die Eidgenossenschaft (Bundesanleihen);

  • Kantone und Städte (z. B. für Infrastrukturprojekte);

  • grosse Unternehmen (Corporate Bonds).

Als Anlegerin oder Anleger leihen Sie Ihr Geld aus und erhalten dafür regelmässige Zinszahlungen und am Ende der Laufzeit den Nennwert zurück. Obligationen können an der SIX Swiss Exchange vorzeitig verkauft werden. Dabei gilt: Steigen die Marktzinsen, sinkt der Kurs bestehender Obligationen, sinken die Zinsen, steigt der Kurs. Wer aber bis zur Fälligkeit hält, erhält den Nominalwert zurück und kann kurzfristige Kursschwankungen ignorieren.

Typen von Obligationen und ihre Eigenschaften

Obligationen gibt es in verschiedenen Kategorien, die sich in Laufzeit, Verzinsung, Risikograd und Verwendungszweck unterscheiden. Jede Art erfüllt unterschiedliche Bedürfnisse von Emittenten und Anlegerinnen und Anlegern.

Die wichtigsten Obligationsformen im Überblick:

  • Staatsanleihen: Von Staaten zur Finanzierung öffentlicher Ausgaben emittiert. Eidgenössische Anleihen gelten als äusserst sicher aufgrund der erstklassigen Bonität der Schweiz. Das Risiko ist minimal, entsprechend niedrig sind die Coupons. Staatsanleihen grosser Industrienationen fungieren als «sicherer Hafen» in Krisenzeiten. Allerdings: Nicht alle Staatsanleihen sind gleich sicher – einige Länder mit instabiler Finanzlage wurden in der Vergangenheit zahlungsunfähig, was die Bedeutung der Bonität unterstreicht.

  • Unternehmensanleihen: Von Unternehmen emittierte Obligationen (Corporate Bonds). Risiko und Rendite korrelieren mit der Finanzkraft des Emittenten. Etablierte Firmen mit gutem Rating zahlen moderate Zinsen, während kleinere oder weniger kreditwürdige Unternehmen höhere Coupons bieten, aber mit erhöhtem Ausfallrisiko. Anlegerinnen und Anleger mit höherer Risikobereitschaft wählen diese Anlageklasse für bessere Renditen als bei Staatsanleihen – stets im Bewusstsein, dass bei Zahlungsproblemen des Unternehmens Verluste drohen könnten.

  • Wandelobligationen: Diese Sonderform gewährt das Recht, die Anleihe später in Aktien des Unternehmens umzutauschen. Für Unternehmen vorteilhaft, da Fremdkapital bei Erfolg zu Eigenkapital werden kann. Investierende erhalten feste Zinsen und die Option, von Kursgewinnen zu profitieren. Der Coupon liegt meist unter jenem vergleichbarer klassischer Unternehmensanleihen – die «Prämie» für die Wandeloption. Wandelobligationen sind für Anlegerinnen und Anleger geeignet, die an das Wachstumspotenzial eines Unternehmens glauben, aber gleichzeitig eine Grundabsicherung durch fixe Zinszahlungen wünschen.

Weitere Anleihetypen:

  • Kassenobligationen: Von Schweizer Banken emittiert, ähnlich wie Festgeld. Laufzeiten von 2 bis 10 Jahren mit festem Zins, nicht börslich handelbar, aber oft höhere Verzinsung als Sparkonten bei geringerer Liquidität.

  • Pfandbriefe: Grundpfandbesicherte Anleihen, typischerweise von Hypothekarinstituten begeben.

  • High-Yield-Bonds/Junk Bonds: Von Unternehmen mit schwächerem Rating emittiert, bieten höhere Zinsen bei gesteigertem Risiko.

Für Privatanlegerinnen und -anleger ist der Zusammenhang zwischen Risiko und Rendite entscheidend: Sichere Anleihen wie Bundesobligationen bieten geringere Renditen, während riskantere Papiere höhere Zinsen versprechen, aber im schlimmsten Fall ausfallen können.

Die Auswahl der Obligationstypen hängt vom Anlegerprofil ab: Sicherheitsorientierte Personen bevorzugen Staatsanleihen und solide Unternehmensanleihen, renditeorientierte Anlegerinnen und Anleger mit höherer Risikotoleranz setzen auf High-Yield- oder Wandelanleihen.

Vor- und Nachteile von Obligationen als Anlageform

Wie jede Anlageklasse haben auch Anleihen ihre Vor- und Nachteile:

Vorteile

  • Hohe Sicherheit und Stabilität: Im Vergleich zu Aktien unterliegen Obligationen meist geringeren Kursschwankungen. Besonders Staatsanleihen und Anleihen bonitätsstarker Schuldner gelten als sehr ausfallsicher. Dies macht sie zu einem stabilisierenden Bestandteil im Portfolio – etwa, um Verluste bei Aktien in Krisenzeiten abzufedern.

  • Planbare Erträge: Anleihen bieten feste Zinszahlungen, in der Regel jährlich oder halbjährlich. Diese regelmässigen Erträge ermöglichen Planungssicherheit. Anlegerinnen und Anleger wissen bereits beim Kauf, welchen Zinssatz sie bis zur Fälligkeit erhalten und wann das Kapital zurückfliesst. Die Transparenz der Konditionen erleichtert die Finanzplanung.

  • Laufzeitende mit Kapitalrückfluss: Am Ende der Laufzeit erhalten Anlegerinnen und Anleger den Nennwert zurück, sofern der Emittent solvent bleibt. Dieses vertragliche Rückzahlungsversprechen bietet eine klare Perspektive – anders als bei Aktien, bei denen kein fester Rückzahlungszeitpunkt existiert.

  • Diversifizierung im Portfolio: Durch ihre relative Unabhängigkeit von Aktienmärkten können Obligationen helfen, das Portfolio breiter aufzustellen und Risiken zu streuen. Wenn Aktien an Wert verlieren, entwickeln sich Anleihen oft stabiler oder sogar positiv, was zu einem Ausgleich führen kann. Viele Anlageexpertinnen und -experten empfehlen deshalb, Anleihen als festen Portfolio-Bestandteil zur Risikoreduktion zu halten.

Nachteile

  • Begrenzte Renditechancen: Die Ertragsseite ist bei Anleihen nach oben begrenzt. Anlegerinnen und Anleger erhalten nur den vereinbarten Zins und am Ende den Nominalbetrag – nicht mehr. Anders als bei Aktien sind keine Dividendensteigerungen oder Kursgewinne über den Nennwert hinaus möglich (ausser bei Handel vor Fälligkeit). Deshalb bleiben Obligationenrenditen in der Regel hinter langfristigen Aktienrenditen zurück.

  • Zinsänderungsrisiko: Festverzinsliche Wertpapiere reagieren empfindlich auf Änderungen des Marktzinsniveaus. Steigen die Zinsen, verlieren bestehende Obligationen an Wert, weil neue Anleihen höhere Coupons bieten. Umgekehrt steigen die Kurse, wenn das Zinsniveau sinkt. Dieses Zinsänderungsrisiko trifft besonders jene, die vor Fälligkeit verkaufen möchten – sie könnten Kursverluste erleiden. Bei langfristigen Anleihen ist dieses Risiko noch ausgeprägter, da über längere Zeiträume stärkere Zinsänderungen auftreten können.

  • Inflationsrisiko: Die festen Zinszahlungen einer Obligation können durch Inflation an Kaufkraft verlieren. Liegt die Inflationsrate über dem Coupon, schmälert dies den realen Ertrag. Besonders bei langen Laufzeiten besteht die Gefahr, dass die Kaufkraft des zurückgezahlten Kapitals deutlich geringer ausfällt als beim ursprünglichen Investment.

  • Bonitätsrisiko: Bei erstklassigen Emittenten sind Ausfälle selten, doch bei Unternehmensanleihen und schwächeren Schuldnern besteht ein reales Kreditausfallrisiko. Im schlimmsten Fall kann der Emittent Zinszahlungen aussetzen oder das geliehene Kapital nicht zurückzahlen. Den Anlegerinnen und Anlegern drohen dann Verluste bis zum Totalverlust. Die Bonität des Emittenten sollte daher vor dem Investment geprüft werden (Ratings bieten Anhaltspunkte). Eine breite Streuung über verschiedene Emittenten kann helfen, das Ausfallrisiko zu reduzieren.

  • Geringere Liquidität: Manche Obligationen (etwa Kassenobligationen oder Anleihen kleinerer Firmen) weisen eine begrenzte Liquidität auf, d. h. sie lassen sich nicht jederzeit zum fairen Preis verkaufen. Bei Bedarf an kurzfristiger Verfügbarkeit kann dies problematisch sein. Im Vergleich dazu sind Aktien grosser Unternehmen oft täglich mit hohen Handelsvolumina umsetzbar.

  • Kein Stimmrecht und begrenzte Teilhabe: Obligationärinnen und Obligationäre haben keine Mitspracherechte im Unternehmen und profitieren nicht von Wertsteigerungen über den festen Zins hinaus. Wer an Unternehmenserfolgen voll teilhaben möchte, muss in Aktien investieren.

Fremdkapital vs. Aktienfinanzierung aus Unternehmenssicht

Grössere, etablierte Unternehmen nutzen oft Obligationen, weil sie Kapital aufnehmen können, ohne die Eigentumsverhältnisse zu verwässern. Kleinere Firmen greifen dagegen eher zur Aktienfinanzierung, da ihnen die Emission von Anleihen oft zu teuer oder nicht in ausreichendem Volumen möglich ist. Dies erklärt, weshalb der Obligationenmarkt vorwiegend von Staaten und grösseren Unternehmen dominiert wird.

Fazit: Obligationen als wichtiger Teil eines ausgewogenen Portfolios

Obligationen sind für Privatanlegerinnen und -anleger ein grundlegendes Instrument für mehr Portfoliostabilität. Als Fremdkapital-Titel machen sie Investierende praktisch zu Kreditgebenden, die im Gegenzug Zinsen und Kapitalrückzahlung erhalten. Diese vergleichsweise sicheren Anlagen (besonders bei bonitätsstarken Emittenten wie der Eidgenossenschaft) bieten berechenbare Erträge und reduzieren die Abhängigkeit von volatilen Aktienmärkten.

In einem diversifizierten Portfolio können Obligationen Schwankungen anderer Anlageklassen abfedern. Die optimale Gewichtung hängt von Ihren individuellen Zielen, Ihrer Risikobereitschaft und Ihrem Anlagehorizont ab. Mit diesem Basiswissen können Sie einschätzen, welche Rolle Anleihen in Ihrem persönlichen Anlagekonzept spielen sollten.

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