Aktien kaufen in der Schweiz: ein Leitfaden für 2025
Die Schweiz bietet besonders günstige Bedingungen für den Kauf von Aktien. Gemäss der Schweizerischen Nationalbank (SNB) waren 2022 rund 239 Banken mit insgesamt 2400 bis 2500 Filialen in der Schweiz tätig. Diese Vielfalt spiegelt sich auch in einem breiten Angebot an Investment-Apps, Online-Brokern und Fintech-Anbietern wider, die Privatpersonen den Markteintritt erleichtern.
Wer in Aktien investiert, verfolgt typischerweise Ziele wie Vermögensaufbau, Diversifizierung und die Nutzung langfristiger Chancen am Kapitalmarkt. Dennoch empfiehlt es sich, nicht kopflos zu starten: Zeit, Wille und ein Mindestmass an Erfahrung sind zentrale Voraussetzungen. Dieser Leitfaden gibt einen Überblick über die wichtigsten Grundlagen, Plattformen und Tipps, damit auch Einsteigerinnen und Einsteiger informierte Entscheidungen treffen können.
Grundlagen: Wie und wo kann man in der Schweiz Aktien kaufen?
Die Eröffnung eines Kontos oder Depots bei einer Bank, einem Broker oder einem Fintech ist der erste Schritt. Danach haben Sie viele Möglichkeiten, in Aktien zu investieren. Je nachdem, wie gut Sie vorbereitet sind und wie viel Unterstützung Sie noch benötigen, stehen Ihnen grundsätzlich drei Optionen zur Verfügung:
1. Investieren in eigener Regie
Mit einem Depotkonto können Sie eigenständig Wertpapiere kaufen und verkaufen. So haben Sie die volle Kontrolle über Ihre Anlagestrategie und Investitionsentscheidungen.
Vorteile: Maximale Freiheit, eigenes Tempo, potenziell tiefere Gesamtkosten
Risiken: Hoher Zeitaufwand, fundiertes Finanzwissen nötig, keine professionelle Beratung
2. Begleitetes Anlegen
Sie können auch mit professioneller Unterstützung investieren – entweder durch persönliche Beratung oder durch digitale Lösungen wie Robo-Advisors und ETF-Sparpläne. So behalten Sie die Kontrolle, profitieren aber gleichzeitig von professioneller Unterstützung.
Vorteile: Professionelle Empfehlungen, Vermeidung typischer Anfängerfehler, deutliche Zeitersparnis
Risiken: Höhere Gebühren, teils eingeschränkte Produktauswahl
3. Vermögensverwaltung
Ebenfalls steht Ihnen eine professionelle Vermögensverwaltung durch Finanzdienstleister – klassisch oder digital – zur Verfügung. So delegieren Sie alle Anlageentscheidungen vollständig an Profis.
Vorteile: Minimaler Aufwand, kontinuierliche Portfolio-Pflege durch Fachleute
Risiken: Höhere Verwaltungskosten, Abgabe der Kontrolle
Wichtig: Anlagebedürfnisse können sich im Laufe der Zeit ändern. Wer zunächst selbst experimentiert, kann auch später noch einen Teil des Managements an Profis abgeben – oder umgekehrt. Es empfiehlt sich, immer wieder zu überprüfen, ob das gewählte Modell noch passt.
Vergleich der besten Online-Plattformen für den Aktienhandel
Die folgende Tabelle zeigt einige bekannte Schweizer und internationale Anbieter – von klassischen Banken über spezialisierte Broker bis zu Fintech-Unternehmen. Der Fokus liegt auf Kosten, Angebot, Benutzerfreundlichkeit und Service. Es handelt sich dabei um eine exemplarische Auswahl.
Wichtige Auswahlkriterien
Gebühren: Dazu gehören Kosten pro Transaktion, Depot- oder Pauschalgebühren und Währungsumrechnungsgebühren.
Produktangebot: Nicht alle Plattformen bieten Zugriff auf sämtliche Börsen oder Assetklassen.
Sicherheit und Regulierung: Schweizer Anbieter stehen meist unter FINMA-Aufsicht, Auslandsbroker unterliegen den jeweiligen Behörden (z. B. BaFin, SEC).
Bedienung: Einige Plattformen sind besonders einsteigerfreundlich (z. B. Neon, PostFinance), andere bieten Profi-Tools (z. B. Saxo, Interactive Brokers).
Service: Deutschsprachige Hotline, Filialnetz, persönliche Beratung – dieser Aspekt ist für manche Anlegerinnen und Anleger unverzichtbar.
Tipps für den erfolgreichen Einstieg in den Aktienmarkt
1. Die richtige Mischung entscheidet
Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass rund 80 % der langfristigen Portfolio-Performance von der Aufteilung auf Aktien, Anleihen und andere Anlageklassen abhängt.
Aktien: Bieten höhere Renditechancen bei stärkeren Wertschwankungen.
Obligationen (Anleihen): Stabilisieren das Portfolio bei (meist) tieferer Rendite.
Rohstoffe: Bieten zusätzliche Diversifizierung, aber stark schwankende Preise.
Langfristig empfiehlt es sich, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Chancen und Risiken zu finden, das zum eigenen Anlagehorizont und Risikoprofil passt.
2. (Versteckte) Gebühren im Blick behalten
Gebühren sind nach wie vor einer der häufigsten Renditekiller. Unterschiedliche Posten wie Transaktions-, Depot- oder Verwaltungsgebühren können sich in der Summe erheblich auswirken. Ein Beispiel:
8 % Bruttorendite ohne Gebühren: Aus 100 CHF werden in 40 Jahren rund 2170 CHF.
8 % Bruttorendite bei 2 % Gebühren: Aus 100 CHF werden in 40 Jahren nur knapp 1030 CHF.
Selbst scheinbar kleine Unterschiede (1 % vs. 2 % Gebühren) können sich deutlich auswirken. Achten Sie deshalb auf transparente Kostenmodelle und allfällige Zusatzgebühren (z. B. für Fremdwährungen, Verwaltung, Depot usw.). Denn selbst vermeintlich günstige Angebote können unter Umständen mit weiteren Kosten verbunden sein, welche die Nettorendite deutlich schmälern. Es lohnt sich deshalb, jedes Produkt genau durchzurechnen.
3. Portfolio regelmässig überprüfen und anpassen
Marktentwicklungen und persönliche Lebensumstände können sich jederzeit ändern. Wer sich nur selten um sein Depot kümmert, riskiert, dass die ursprüngliche Gewichtung stark abweicht. Deshalb wird ein jährliches oder halbjährliches «Rebalancing» empfohlen, um wieder zur Zielallokation zurückzukehren. Ebenso kann es vorkommen, dass man im Laufe der Zeit eine andere Risikoneigung entwickelt – dann sollte die Strategie ebenfalls nachjustiert werden.
Rechtliche Aspekte des Aktienkaufs in der Schweiz
Finanzmarktaufsicht
Der Schweizer Finanzmarkt gilt als stark reguliert und transparent. Zuständig für die Überwachung der Banken und Broker ist die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA). Sie sorgt dafür, dass die Kundengelder geschützt sind und die Institute die gesetzlichen Vorschriften einhalten. Anlegerinnen und Anleger profitieren so von einem Umfeld, das hohen Sicherheitsstandards unterliegt.
Identitätsnachweis bei Kontoeröffnung
Um in der Schweiz ein Wertschriftendepot zu eröffnen, müssen sich Neukundinnen und Neukunden eindeutig ausweisen. Dieses Vorgehen ist Teil der Geldwäscheprävention, die in der Schweiz einen hohen Stellenwert hat. Eine Kontoeröffnung ohne umfassende Identifikationsdokumente oder Angaben zur steuerlichen Ansässigkeit ist daher nicht möglich.
Steuern und Quellensteuer
Kapitalgewinne aus dem Verkauf von Aktien sind für Privatpersonen in vielen Fällen steuerfrei, sofern kein «gewerbsmässiger Wertschriftenhandel» vorliegt. Anders sieht es bei Dividenden von Schweizer Unternehmen aus: Hier wird in der Regel eine Verrechnungssteuer von 35 % abgezogen, die bei korrekter Deklaration in der Steuererklärung zurückgefordert werden kann. Bei ausländischen Wertschriften können zudem Quellensteuern anfallen, die durch Doppelbesteuerungsabkommen häufig teilweise rückerstattet werden können (z. B. bei US-Titeln über das Formular W-8BEN).
Stempelabgabe und weitere Gebühren
Bei Transaktionen über Schweizer Broker wird eine Stempelabgabe von 0,075 % für inländische und 0,15 % für ausländische Wertpapiere erhoben. Auch wenn diese Beträge gering erscheinen, summieren sie sich bei häufigem Handel über die Zeit und können so die Rendite merklich schmälern. Daher sollten Anlegerinnen und Anleger beim Vergleich von Plattformen und Handelsstrategien stets auch steuerliche und regulatorische Faktoren berücksichtigen.
Professionelle Beratung
Gerade bei grösseren Anlageentscheidungen ist es ratsam, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen – beispielsweise durch Vermögensverwalterinnen, Steuerexperten oder spezialisierte Rechtsanwältinnen. Diese können im Einzelfall erläutern, wie sich nationale und internationale Gesetze auf die persönliche Situation auswirken und so helfen, mögliche Risiken und Kosten besser abzuschätzen.
Die Schweiz zählt dank ihrer stabilen Wirtschaft, der strengen Regulierung und der breiten Finanzinfrastruktur zu den attraktivsten Orten, um in Aktien zu investieren. Unabhängig davon, ob Sie den Weg als «DIY-Anlegerin» oder «DIY-Anleger» wählen, eine begleitete Lösung bevorzugen oder Ihr Portfolio vollständig delegieren möchten, empfiehlt es sich auf jeden Fall, die eigene Risikotoleranz und Risikobereitschaft, den Zeitaufwand und die Gebührenstrukturen im Auge zu behalten.