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Robo-Advisors in der Schweiz: Ihr leitfaden für die digitale vermögensverwaltung

Robo-Advisors in der Schweiz: Ihr leitfaden für die digitale vermögensverwaltung

28. Februar 2025
Investieren

Robo-Advisors haben in den vergangenen Jahren auch in der Schweizer Finanzlandschaft deutlich an Bedeutung gewonnen. Diese Form der digitalen Vermögensverwaltung etabliert sich zunehmend als kostengünstige und smarte Alternative zu traditionellen Anlageangeboten. Doch was steckt konkret hinter diesem Trend, und worauf sollten Schweizer Anlegerinnen und Anleger im Jahr 2025 besonders achten?

Was sind Robo-Advisors und wie funktionieren sie?

Robo-Advisors (zusammengesetzt aus Roboter und Advisor für Berater) sind automatisierte, online-basierte Vermögensverwalter. Vereinfacht gesagt handelt es sich um digitale Plattformen, die mithilfe von Algorithmen Anlageentscheidungen treffen.

Zu Beginn durchlaufen Anlegerinnen und Anleger einen Online-Beratungsprozess: Dabei beantworten Sie Fragen zu Ihren finanziellen Zielen, Ihrer Risikobereitschaft und Ihrem Anlagehorizont. Auf Basis dieser Angaben erstellt der Algorithmus eine passende Anlagestrategie – meist ein diversifiziertes Portfolio aus ETFs (Exchange Traded Funds) oder Fonds – und unterbreitet einen konkreten Anlagevorschlag. Nach Ihrer Zustimmung beginnt die digitale Vermögensverwaltung: Der Robo-Advisor investiert automatisch gemäss dieser Strategie und verwaltet das Portfolio fortlaufend. Wichtige Prozesse wie das Rebalancing (die regelmässige Anpassung der Portfolioaufteilung) oder die Wiederanlage von Erträgen laufen dabei im Hintergrund ab, ohne dass die Kundschaft ständig eingreifen muss. Diese automatisierten Anlagestrategien basieren häufig auf finanzwissenschaftlichen Modellen (z. B. der Modern Portfolio Theory) und umfassenden Marktanalysen.

Die meisten Robo-Advisors kommen ohne direkte menschliche Interaktion aus. Die Anlageentscheidungen werden durch vordefinierte Regeln und KI-gestützte Algorithmen getroffen, welche Marktdaten und Trends berücksichtigen. Dies bedeutet, dass emotionale Faktoren ausgeschaltet werden – ein wesentlicher Vorteil, da menschliche Anlegerinnen und Anleger oft zu irrationalen Entscheidungen neigen können. Allerdings fehlt einem strikt regelbasierten System manchmal die ganzheitliche Sicht, die erfahrene Finanzberaterinnen und Finanzberater mitbringen. Traditionelle Vermögensverwaltende können etwa politische Entwicklungen oder persönliche Umstände der Kundschaft berücksichtigen, was über den vorgegebenen Rahmen eines Algorithmus hinausgeht.

Vorteile und Nachteile der Nutzung von Robo-Advisors in der Schweiz

Robo-Advisors nutzen Algorithmen, um Ihr Geld entsprechend Ihrem Risikoprofil, Ihrem Anlagehorizont und Ihren Zielen anzulegen. Daraus ergeben sich für Privatanlegerinnen und Privatanleger mehrere Vorteile gegenüber der klassischen Anlageberatung durch Banken oder Vermögensverwaltungen:

  • Tiefe Kosten: Robo-Advisors sind in der Regel deutlich günstiger als traditionelle Vermögensverwaltungen. Die jährlichen Gebühren liegen meist spürbar unter denen von Banken oder Finanzberatenden – je nach Anbieter oft nur rund 0,4 bis 0,7% des Anlagevolumens, während bei klassischen Mandaten 1 bis 2% oder mehr üblich sind.

  • Geringe Einstiegshürden: Viele Robo-Advisor-Angebote sind einfach zugänglich. Bereits mit kleinen Beträgen (teils ab wenigen Hundert Franken) können Anlegerinnen und Anleger einsteigen, während klassische Angebote oft hohe Mindestanlagen voraussetzen. Dadurch können auch Personen mit geringem Startkapital breit diversifiziert investieren.

  • Bequemlichkeit und Zeitersparnis: Die digitale Vermögensverwaltung erfolgt vollständig über Web oder App – unabhängig von Öffnungszeiten oder dem Standort des Anbieters. Einmal eingerichtet, läuft die Vermögensverwaltung automatisiert im Hintergrund. Das regelmässige Rebalancing übernehmen die Algorithmen. Die Kundschaft muss nicht ständig eingreifen oder sich um Verwaltungsaufgaben kümmern.

  • Disziplinierte, datenbasierte Entscheidungen: Algorithmen treffen Anlageentscheide rational auf Basis vordefinierter Strategien. Emotionale Fehlentscheidungen – etwa Panikverkäufe bei Marktschwankungen – werden so reduziert. Die Portfolio-Allokation folgt klaren Regeln, was für viele Anlegerinnen und Anleger zu einer konsistenten Anlagestrategie führt. Zudem ermöglichen Robo-Advisors oft eine breite Diversifikation über verschiedene ETFs und Anlageklassen, die einzelne Privatanlegerinnen und Privatanleger selbst nur mit viel Aufwand erreichen würden.

Trotz dieser Vorteile sollten auch mögliche Nachteile beachtet werden:

  • Keine persönliche Beratung: Anders als bei einer klassischen Bank oder einer unabhängigen Finanzberatung gibt es bei vielen Robo-Advisors keine direkte Betreuung durch eine Ansprechperson. Wer den Austausch mit einer erfahrenen Fachperson schätzt – etwa in turbulenten Marktphasen oder bei komplexen finanziellen Fragen – könnte das rein digitale Modell daher als unzureichend empfinden.

  • Standardisierte Strategien: Robo-Advisors verwenden meist vordefinierte Anlagekonzepte, die sich an wissenschaftlichen Modellen und Algorithmen orientieren. Individuelle Wünsche oder Speziallösungen, etwa für besonders komplexe Vermögenskonstellationen, sind oft nur eingeschränkt umsetzbar.

  • Abhängigkeit vom Algorithmus: Da die Anlagestrategie automatisiert nach festen Regeln abläuft, ist eine gewisse Flexibilität in Ausnahmefällen nur begrenzt gegeben. Sollte der Algorithmus auf bestimmte Marktentwicklungen nicht ausgelegt sein, können unerwünschte Ergebnisse die Folge sein.

  • Eingeschränkte Kontrolle: Wer jeden einzelnen Wertpapierkauf oder -verkauf nachvollziehen möchte, muss sich darauf verlassen, dass der Robo-Advisor entsprechende Informationen transparent zur Verfügung stellt.

So wählen Sie den passenden Robo-Advisor

Bei der Auswahl eines passenden Robo-Advisors sollten Anlegerinnen und Anleger mehrere Faktoren berücksichtigen, um eine informierte Entscheidung zu treffen:

Gebührenstruktur

Vergleichen Sie die Verwaltungsgebühren der verschiedenen Anbieter und prüfen Sie, welche Leistungen darin enthalten sind. Einige Robo-Advisors erheben beispielsweise pauschal rund 0,5% pro Jahr, zuzüglich Produktkosten (ETF-Kosten), während andere Modelle sämtliche Kosten bereits beinhalten. Achten Sie auf transparente Kostenangaben, da Gebühren die Rendite langfristig erheblich schmälern können.

Anlagepalette

Die meisten Robo-Advisors investieren hauptsächlich in ETF-Portfolios (breit gestreute Indexfonds). Manche bieten auch aktive Fonds, Einzelaktien oder alternative Anlagen an oder ermöglichen eine nachhaltige Ausrichtung des Portfolios. Wählen Sie einen Anbieter, dessen Anlageuniversum zu Ihren persönlichen Zielen passt (etwa weltweite Diversifizierung, Fokus auf ESG/Nachhaltigkeit oder allenfalls auch Kryptowährungen).

Beratungsmodell

Überlegen Sie, wie viel persönliche Betreuung Sie wünschen. Robo-Advisors sind primär selbstbedienungsorientiert – individuelle Anlageberatung ist meist nicht Teil des Standardangebots. Einige Anbieter in der Schweiz verfolgen jedoch ein hybrides Modell, bei dem neben der digitalen Plattform auch persönliche Beratungsgespräche mit Finanzfachleuten möglich sind. Wenn Sie Wert auf eine direkte Ansprechperson legen, kommt eher ein solcher Anbieter infrage als ein rein automatisierter Service.

Regulierung und Sicherheit

Vergewissern Sie sich, dass der Anbieter von der FINMA (Eidgenössische Finanzmarktaufsicht) reguliert wird und die Kundengelder sicher verwahrt werden. In der Regel erfolgt die Verwahrung auf separaten (segregierten) Konten bei Schweizer Partnerbanken, wodurch Ihr Vermögen auch im Falle einer Insolvenz des Robo-Advisors geschützt bleibt.

Benutzerfreundlichkeit

Nehmen Sie die Plattform genau unter die Lupe – sowohl das Webinterface als auch die App. Ist die Oberfläche intuitiv bedienbar und in Ihrer bevorzugten Landessprache verfügbar? Können Sie Ihre Anlagedaten jederzeit einfach einsehen? Ein übersichtliches Dashboard, eine logische Menüführung und ein reaktionsschneller Kundendienst (per Chat oder Telefon-Hotline) sind entscheidend, damit Sie sich bei der Nutzung wohlfühlen. Deutliche Unterschiede bestehen beispielsweise zwischen modernen, App-basierten Lösungen mit Chat-Assistenten und den eher klassischen Benutzeroberflächen von etablierten Online-Banken. Wählen Sie eine Lösung, mit der Sie persönlich gut zurechtkommen.

Bisherige Performance und Erfolgshistorie

Auch wenn Vergangenheitsrenditen keine Garantie für die Zukunft darstellen, kann ein Blick auf die bisherige Performance und die historischen Schwankungen wertvolle Hinweise zur Anlagestrategie liefern. Einige Robo-Advisors sind bereits seit mehreren Jahren am Markt und haben ihre Anlagekonzepte in unterschiedlichen Marktphasen unter Beweis gestellt. Konzentrieren Sie sich bei der Beurteilung jedoch stärker auf die grundlegende Anlagestrategie und das Risikomanagement als auf kurzfristige Renditezahlen.

Der Vertrauensfaktor: Mensch oder Maschine?

Nach Abwägung all dieser Faktoren bleibt noch eine grundsätzliche Frage zu klären: Sind Sie bereit, Ihr Vermögen einem voll automatischen System anzuvertrauen? Bei dieser Überlegung geht es um das persönliche Wohlbefinden und das Vertrauen in die Technik.

Ein voll automatischer Robo-Advisor nimmt Ihnen Entscheidungen ab und folgt konsequent dem vorgegebenen Plan – das erfordert Vertrauen in den Algorithmus und die eigene Disziplin, auch ohne Zuspruch einer Beratungsperson durchzuhalten. Wenn Sie dieses Vertrauen haben und gerne die Kontrolle an ein datengetriebenes System übergeben, werden Sie die Vorzüge (wie Bequemlichkeit und Rationalität) geniessen.

Wenn Sie jedoch merken, dass Sie bei finanziellen Angelegenheiten lieber einen Menschen einbeziehen möchten, dann berücksichtigen Sie diesen Aspekt unbedingt in Ihrer Entscheidung. Es gibt kein richtig oder falsch – wichtig ist, dass Sie sich mit der gewählten Lösung langfristig wohlfühlen.

Vergleich führender Schweizer Robo-Advisors

Der Markt für digitale Vermögensverwaltung in der Schweiz hat sich in den vergangenen Jahren dynamisch entwickelt. Sowohl spezialisierte Fintech-Unternehmen als auch etablierte Finanzinstitute bieten inzwischen ausgefeilte digitale Anlageplattformen an.

In der folgenden Übersicht werden einige der besten Schweizer Robo-Advisors mit ihren wichtigsten Merkmalen einander gegenübergestellt. Verglichen werden die Anlagepalette, typische Gebührenstrukturen, Mindestanlagebeträge, das Servicemodell sowie die Benutzerfreundlichkeit der jeweiligen Plattformen.

Anbieter AnlagepaletteGebührenstrukturMindestanlageServicemodellBenutzerfreundlichkeit
True WealthGlobale ETF-Portfolios mit Option für nachhaltige AnlagenCa. 0,50% (ab höherem Volumen bis 0,25%) zzgl. ETF-KostenCHF 8’500Rein digital (Self-Service)Intuitive Webplattform, App verfügbar, übersichtliches Interface für selbstständige Anlegerinnen und Anleger
Selma FinanceDiversifizierte ETFs, nachhaltige Ausrichtung möglich, Vorsorgelösungen (3a)0,68% bis 0,42% (je nach Anlagevolumen) zzgl. ca. 0,15% ETF-KostenCHF 2’000 (3a ab CHF 500)Digital + Beratung bei Bedarf (Hybrid-Modell)Sehr benutzerfreundlich mit Chat-basiertem Einstiegsprozess, einfacher Zugang auch für Neulinge
findependentFokus auf kostengünstige Index-ETFs (Aktien, Anleihen, ggf. Immobilien/Gold)0,40% (abnehmend bei höherem Volumen) zzgl. ca. 0,15% ETF-Kosten, gratis bis CHF 2’000CHF 500Voll automatisierter Service (Self-Service)Moderne App und Webplattform mit übersichtlichem Dashboard, ideal für Nutzerinnen und Nutzer mit wenig Anlageerfahrung
Swissquote Invest EasyETF-/Fonds-Portfolios in verschiedenen RisikoprofilenCa. 0,60% Verwaltungsgebühr zzgl. ProduktkostenCHF 500Swissquote-Weboberfläche im Online-Banking-Stil, robust, aber etwas Finanzwissen erforderlichSwissquote web interface in online banking style, robust but requires some financial knowledge

(Angaben ohne Gewähr, Stand Ende 2024. Bitte informieren Sie sich direkt bei den Anbietern über aktuelle Konditionen.)

Fazit: Die richtige Balance zwischen Digitalisierung und persönlicher Betreuung

Robo-Advisors haben sich in der Schweiz als alternative Form der Geldanlage etabliert. Sie ermöglichen es einer breiten Anlegerschaft, vergleichsweise einfach und kostengünstig in den Markt zu investieren, ohne sich intensiv um die tägliche Verwaltung kümmern zu müssen.

Die Vorteile – allen voran niedrige Gebühren, geringe Einstiegsbeträge und Automatisierung – machen sie attraktiv für viele Anlegerinnen und Anleger, insbesondere für jene mit begrenzter Zeit oder Erfahrung. Gleichzeitig sollten die potenziellen Nachteile nicht ausser Acht gelassen werden: Wer persönliche Beratung oder vollständige Kontrolle über jedes Investment wünscht, wird mit einem rein digitalen Ansatz häufig an Grenzen stossen. Besonders in komplexen Marktsituationen oder bei individuellen Anlagefragen zeigen sich die Einschränkungen voll automatisierter Systeme.

Für Ihre Entscheidung ist es wichtig, Ihre persönlichen Bedürfnisse kritisch zu reflektieren: Reicht Ihnen ein standardisiertes, algorithmisches Anlageerlebnis oder benötigen Sie eine individuellere Beratung? Mit den in diesem Leitfaden vorgestellten Kriterien haben Sie eine Grundlage, um die verschiedenen Angebote am Markt differenziert zu bewerten und die für Sie passende Balance zwischen Digitalisierung und persönlicher Betreuung zu finden.

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