Strukturierte Produkte in der Schweiz: Eine Anlageoption für 2025?
In Zeiten, in denen traditionelle Anlageformen oft nicht die erwarteten Renditen abwerfen, werden strukturierte Produkte von Finanzinstituten als Alternative angepriesen. Diese komplexen Finanzinstrumente werden als massgeschneiderte Lösungen für verschiedene Marktszenarien angeboten, wobei die damit verbundenen Risiken und Kosten nicht immer vollständig transparent sind. Die Praxis im Schweizer Markt zeigt: Für Anlegerinnen und Anleger ist eine sorgfältige Analyse der Chancen und Risiken dieser Produkte unerlässlich.
Was sind strukturierte Produkte und wie funktionieren sie?
Definition und historische Entwicklung
Strukturierte Produkte sind vorgefertigte Anlagepakete, die traditionelle Finanzinstrumente mit derivativen Komponenten kombinieren. Diese Finanzinnovation entstand in den 1990er Jahren als Antwort auf die steigende Nachfrage nach flexiblen Anlagelösungen. Das Besondere an strukturierten Produkten ist, dass sie verschiedene Finanzinstrumente in einem Anlageprodukt vereinen.
Die Entwicklung dieser Produkte wurde massgeblich in der Schweiz vorangetrieben, die sich als führender Markt für strukturierte Produkte etabliert hat. Strukturierte Produkte sind heute ein wichtiger Bestandteil des Schweizer Finanzmarktes und bieten Anlegerinnen und Anlegern vielfältige Möglichkeiten zur Portfoliodiversifizierung.
Grundsätze und Funktionsweise
Ein strukturiertes Produkt besteht aus mindestens zwei Komponenten: einem Basiswert (beispielsweise Aktien, Obligationen oder Rohstoffe) und einer derivativen Komponente, die das Rendite-Risiko-Profil verändert. Diese Kombination ermöglicht es, in unterschiedlichen Marktsituationen Renditen zu erzielen und gleichzeitig spezifische Anlagestrategien umzusetzen.
Die Funktionsweise hängt stark von der gewählten Struktur ab. Typischerweise wird ein traditionelles Wertpapier mit derivativen Elementen angereichert, wodurch die üblichen periodischen Zahlungen durch erfolgsabhängige Auszahlungen ersetzt werden können. Dies ermöglicht eine massgeschneiderte Abstimmung auf die jeweiligen Markterwartungen.
Vergleich mit traditionellen Anlageformen
Strukturierte Produkte unterscheiden sich grundlegend von klassischen Anlageformen wie Aktien oder ETFs. Während bei einem Direktinvestment, beispielsweise in eine Apple-Aktie, die Rendite linear an die Kursentwicklung gekoppelt ist (1:1-Partizipation), ermöglichen strukturierte Produkte eine präzisere Umsetzung individueller Markterwartungen. Sie eröffnen zudem den Zugang zu Märkten und Anlageklassen, die Privatanlegerinnen und -anlegern sonst nur schwer zugänglich wären.
Die ausserordentliche Flexibilität dieser Instrumente zeigt sich in verschiedenen Ausgestaltungsmöglichkeiten: Ein kapitalgeschütztes Produkt kann Schutz vor Kursverlusten bieten, während ein Renditeoptimierungsprodukt auch in Seitwärtsmärkten regelmässige Erträge erwirtschaften kann. Besonders in einem Umfeld volatiler Märkte und niedriger Zinsen ermöglicht dies eine präzisere Portfoliosteuerung.
Diese Vorteile gehen jedoch mit erheblichen Kompromissen einher. Ein erhöhter Kapitalschutz schränkt die Gewinnmöglichkeiten ein, während höhere Ertragschancen oft mit zusätzlichen Risiken verbunden sind. Obwohl strukturierte Produkte heute aus der modernen Vermögensverwaltung nicht mehr wegzudenken sind, erfordern ihre vielfältigen Ausgestaltungsmöglichkeiten ein vertieftes Verständnis der damit verbundenen Chancen und Risiken.
Arten von strukturierten Produkten in der Schweiz
Für einen besseren Überblick über diese Finanzprodukte hat die European Structured Investment Products Association (EUSIPA), der führende europäische Branchenverband für strukturierte Anlageprodukte, ein übersichtliches Klassifizierungssystem entwickelt. Diese systematische Kategorisierung, die seit ihrer Einführung weithin als Industriestandard anerkannt ist, teilt strukturierte Produkte in vier klar definierte Hauptkategorien ein.
Diese Standardisierung war ein wichtiger Schritt zu mehr Transparenz und Vergleichbarkeit im Markt für strukturierte Produkte. Sie bietet Anlegern, Finanzberaterinnen und anderen Marktteilnehmenden eine bessere Orientierung und vereinfacht die Produktauswahl erheblich. Die Einteilung basiert auf der Grundstruktur der Produkte und ihren Risiko-Rendite-Profilen.
Kapitalschutzprodukte
Kapitalschutzprodukte bieten eine defensive Anlagemöglichkeit, die sich primär an sicherheitsbewusste Anlegerinnen und Anleger richtet. Diese Finanzinstrumente garantieren in der Regel einen substanziellen Teil des investierten Kapitals am Ende der Laufzeit. Selbst bei negativer Marktentwicklung bleibt die ursprüngliche Investition geschützt, während gleichzeitig die Chance besteht, von Marktanstiegen zu profitieren.
Renditeoptimierungsprodukte
Diese Produktkategorie zielt darauf ab, in Seitwärtsmärkten attraktive Renditen zu erwirtschaften. Sie bieten regelmässige Couponzahlungen und definierte Barrieren, die das Risiko-Rendite-Profil bestimmen. Sie sind eine beliebte Wahl für Anlegerinnen und Anleger, die höhere Renditen als bei traditionellen festverzinslichen Anlagen erzielen möchten. Die Produkte zahlen dabei einen höheren Zinssatz als Standardanleihen, beinhalten aber das Risiko, dass bei ungünstiger Marktentwicklung möglicherweise nicht das gesamte eingezahlte Kapital zurückerhalten wird.
Partizipationsprodukte
Mit Partizipationsprodukten können Anlegerinnen und Anleger an der Entwicklung bestimmter Märkte oder Themen teilnehmen. Sie sind besonders bei Menschen beliebt, die direkt von Marktbewegungen profitieren wollen, ohne den Basiswert selbst zu halten. Diese Produkte eignen sich für thematische Anlagen oder zur geografischen Diversifizierung. Ein solches Produkt bildet beispielsweise die Wertentwicklung des S&P 500-Index ab, wodurch die Anlage steigt, wenn der Index steigt und umgekehrt.
Hebelprodukte
Hebelprodukte sind die dynamischste Kategorie. Sie ermöglichen durch ihre Konstruktion überproportionale Gewinne, bergen aber auch ein entsprechend höheres Risiko und richten sich vor allem an erfahrene Anlegerinnen und Anleger. Bei diesen Produkten wird der Gewinn oder Verlust eines Basiswerts vervielfacht. Steigt der Vermögenswert beispielsweise um 5 Prozent, steigt die Anlage um 10 Prozent, fällt er um 5 Prozent, fällt die Anlage um 10 Prozent.
Mögliche Risiken und deren Minimierung
Bei strukturierten Produkten ist ein umfassendes Risikoverständnis unerlässlich. Eine sorgfältige Risikoanalyse ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Investition in diese Anlageklasse.
Emittentenrisiko
Das Emittentenrisiko ist eine der grössten Herausforderungen bei strukturierten Produkten. Besonders deutlich wurde dieses Risiko während der Finanzkrise 2008, als der Zusammenbruch von Lehman Brothers vielen Anlegerinnen und Anlegern schmerzhafte Verluste bescherte. Sie überlassen Ihr Geld praktisch einer Bank oder einem Vermögensverwalter, wobei Ihre Rendite an die Performance eines anderen Vermögenswertes gekoppelt ist. Um dieses Risiko zu minimieren, sollten Anlegerinnen und Anleger die Bonität des Emittenten sorgfältig prüfen, ihre Anlagen auf verschiedene Emittenten streuen und die finanzielle Stabilität der Emittenten regelmässig überprüfen.
Intransparente Kostenstruktur
Die Komplexität strukturierter Produkte kann zu einer mangelnden Kostentransparenz führen. Die Gesamtkosten setzen sich aus der Emittentenmarge, den Vertriebsprovisionen sowie weiteren Gebühren und Kosten zusammen und können stark variieren. Eine gründliche Recherche und professionelle Beratung vor der Investition helfen, die Kostenstruktur besser zu verstehen.
Marktrisiko
Das Marktrisiko bei strukturierten Produkten ist komplex und kann sich deutlich von traditionellen Anlagen unterscheiden. Entwickelt sich der Basiswert in eine unerwartete Richtung, können erhebliche Verluste entstehen. Eine Minimierung des Risikos kann durch die Diversifizierung über verschiedene Basiswerte, das Verständnis der spezifischen Marktgegebenheiten sowie ein regelmässiges Monitoring der Marktentwicklung erreicht werden.
Liquiditätsrisiko
Das Liquiditätsrisiko ist insbesondere bei strukturierten Produkten relevant. Es kann vorkommen, dass ein Produkt zum gewünschten Zeitpunkt nicht oder nur mit erheblichen Abschlägen verkauft werden kann. Dies ist insbesondere bei massgeschneiderten oder weniger gängigen Produkten der Fall. Das Liquiditätsrisiko kann durch die Auswahl von Produkten mit aktivem Sekundärmarkt, die Berücksichtigung der Laufzeit bei der Anlageentscheidung und den Aufbau eines ausgewogenen Portfolios mit unterschiedlichen Laufzeiten gesteuert werden.
Wechselkursrisiko
Währungsrisiken können einen erheblichen Einfluss auf internationale Anlagen haben. Bei grenzüberschreitenden Anlagen können Wechselkursschwankungen die Rendite erhöhen oder verringern, unabhängig von der Performance der zugrunde liegenden Anlage. Wenn etwa eine ausländische Aktie an ihrem Heimatmarkt an Wert gewinnt, können Sie dennoch Verluste erleiden, wenn Sie den Betrag in Ihrer Heimatwährung zurückzahlen und diese gegenüber der ausländischen Währung an Wert gewonnen hat.
Fazit: Sorgfältige Prüfung vor dem Investment unerlässlich
Strukturierte Produkte sind komplexe Finanzinstrumente, die eine vertiefte Auseinandersetzung mit ihren spezifischen Eigenschaften und Risiken erfordern. Während sie in bestimmten Marktszenarien attraktive Renditechancen bieten können, überwiegen für viele Privatanlegerinnen und -anleger die damit verbundenen Risiken. Insbesondere das Emittentenrisiko, die oft intransparente Kostenstruktur und die eingeschränkte Handelbarkeit können zu unerwarteten Verlusten führen.
Für die meisten Privatanlegerinnen und -anleger empfiehlt sich deshalb weiterhin ein traditioneller, diversifizierter Anlageansatz mit Instrumenten wie Aktien, Obligationen und ETFs. Wer dennoch in strukturierte Produkte investieren möchte, sollte dies nur nach eingehender Beratung und mit einem kleinen Teil des Anlagevermögens tun. Eine sorgfältige Prüfung des Emittenten, ein umfassendes Verständnis der Produkteigenschaften sowie eine realistische Einschätzung der eigenen Risikofähigkeit sind dabei die Grundvoraussetzungen für ein erfolgreiches Investment.