Als Anlegerin oder Anleger in der Schweiz gehört die Besteuerung von Dividenden zu den zentralen Themen, mit denen Sie sich auseinandersetzen sollten. Dividenden bilden zwar einen wichtigen Teil Ihrer Rendite bei Aktieninvestitionen, unterliegen jedoch der Einkommenssteuer und können Ihre Nettoerträge spürbar schmälern.
Deshalb ist es für Sie wichtig, die steuerliche Behandlung von Dividenden in Ihre persönliche Anlageplanung einzubeziehen. Die Schweiz bietet Ihnen im internationalen Vergleich ein vorteilhaftes Umfeld, da private Kapitalgewinne nicht der Einkommenssteuer unterliegen. Versuche, diese Situation zu ändern – wie etwa die 2021 vorgelegte «99-%-Initiative», die eine zusätzliche Besteuerung von Kapitaleinkünften (inklusive Dividenden) vorsah – wurden von den Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern klar abgelehnt.
Dennoch bleibt die Dividendenbesteuerung ein politisch diskutiertes Thema und unterliegt laufenden Entwicklungen, beispielsweise im Rahmen von Steuerreformen. Als Anlegerin oder Anleger ist es daher entscheidend, stets über die aktuellen Regelungen informiert zu sein und die Steuerstrategie proaktiv anzupassen.
Inhaltsverzeichnis
- Grundlagen der Dividendenbesteuerung in der Schweiz
- Aktuelle Steuerraten für Dividenden in der Schweiz
- Teilbesteuerung bei qualifizierten Beteiligungen
- Zusätzlich: Kantonale Vermögenssteuer
- So geben Sie Dividenden korrekt in Ihrer Steuererklärung an
- Hinweise zur Steueroptimierung von Dividenden
- Verrechnungssteuer und ausländische Quellensteuer
- Steuerfreie Ausschüttungen
- Einfluss des Anlagehorizonts
- Nutzung steuerbegünstigter Vorsorgeformen
- Fazit: Nutzen Sie die Dividendenbesteuerung clever
Grundlagen der Dividendenbesteuerung in der Schweiz
Als Aktionärin oder Aktionär erhalten Sie Dividenden in Form von Gewinnausschüttungen von Unternehmen. In der Schweiz zählen diese Ausschüttungen zu Ihrem steuerpflichtigen Einkommen, ähnlich wie Zinsen auf Ihrem Bankkonto. Für Ihre Anlagestrategie ist dabei die klare Unterscheidung wichtig: Während Dividendeneinnahmen steuerpflichtig sind, bleiben private Kapitalgewinne aus Ihren Aktienverkäufen steuerfrei.
Bei der Besteuerung müssen Sie zwischen inländischen und ausländischen Dividenden unterscheiden:
Bei Schweizer Dividenden wird zunächst eine Verrechnungssteuer von 35% direkt vom ausschüttenden Unternehmen einbehalten. Diese Steuer dient als Sicherungsmechanismus und wird Ihnen bei korrekter Deklaration der Dividenden in Ihrer Steuererklärung vollständig zurückerstattet.
Ausländische Dividenden unterliegen hingegen einer Quellensteuer im jeweiligen Herkunftsland, typischerweise zwischen 15% und 35%. Dank der Doppelbesteuerungsabkommen (DBA), welche die Schweiz mit zahlreichen Ländern abgeschlossen hat, können Sie eine teilweise Rückforderung oder Anrechnung dieser ausländischen Quellensteuern beantragen. Informieren Sie sich über bestehende Abkommen, da Sie dadurch Ihre Steuerbelastung erheblich reduzieren können.
Eine besondere Steuervergünstigung bieten Ausschüttungen aus sogenannten Kapitaleinlagereserven (KER). Schweizer Unternehmen dürfen bis zu 50% ihrer Dividenden aus diesen Reserven auszahlen, wodurch dieser Teil für Sie als Anlegerin oder Anleger steuerfrei bleibt. Sie erkennen solche steuerfreien Ausschüttungen direkt auf Ihrer Abrechnung, wo sie entsprechend gekennzeichnet sind. Beachten Sie jedoch: Auch diese steuerfreien Ausschüttungen müssen Sie vollständig in Ihrer Steuererklärung deklarieren.
Aktuelle Steuerraten für Dividenden in der Schweiz
Als Einwohnerin oder Einwohner der Schweiz unterliegen Ihre Dividendenerträge dem föderalen Steuersystem, bei dem Bund, Kantone und Gemeinden jeweils eigene Einkommenssteuern erheben. Dadurch variiert Ihre Gesamtsteuerbelastung je nach Wohnort erheblich.
Der Bund erhebt maximal 11,5% Einkommenssteuer, erreicht diesen Höchstsatz jedoch erst bei sehr hohem Einkommen (etwa 783’000 CHF für Alleinstehende). Den grössten Teil der Steuerlast verursachen die kantonalen und kommunalen Zuschläge. Der maximale Grenzsteuersatz (Bund, Kanton, Gemeinde kombiniert) reicht je nach Wohnort von ca. 22% bis zu 45%:
22–25% in steuergünstigen Kantonen wie Zug oder Schwyz;
etwa 39,8% in Zürich;
rund 40,5% in Basel-Stadt;
ca. 41,2% in Bern;
bis zu 45% im steuerlich teuren Kanton Genf.
Beachten Sie: Ihre Dividenden werden nicht separat, sondern zusammen mit Ihrem übrigen Einkommen progressiv besteuert. Eine hohe Dividendenausschüttung kann daher auch die Steuerbelastung auf Ihre anderen Einkommensbestandteile erhöhen.
Teilbesteuerung bei qualifizierten Beteiligungen
Wenn Sie mindestens 10% an einem Unternehmen halten (qualifizierte Beteiligung), profitieren Sie von steuerlichen Entlastungen:
Auf Bundesebene werden nur 70% der Dividende besteuert.
Kantonal bleiben mindestens 50% der Dividende steuerpflichtig.
Als Privatanlegerin oder Privatanleger ohne qualifizierte Beteiligung müssen Sie hingegen Steuern auf die gesamte Dividendensumme zahlen.
Zusätzlich: Kantonale Vermögenssteuer
Neben der Einkommenssteuer sollten Sie auch die kantonale Vermögenssteuer berücksichtigen, die auf Ihre Aktien und Wertpapiere anfällt. Die Sätze variieren deutlich zwischen den Kantonen:
Zürich: ca. 0,18% pro Jahr
Genf: ca. 0,48% pro Jahr
Zug: nur ca. 0,06% pro Jahr
Bei grösseren Portfolios kann diese Vermögenssteuer durchaus ins Gewicht fallen, auch wenn sie für die meisten Dividendenanlegerinnen und -anleger weniger bedeutsam ist als die Einkommenssteuer.
So geben Sie Dividenden korrekt in Ihrer Steuererklärung an
Die korrekte Deklaration Ihrer Dividenden ist entscheidend, um die vollständige Rückerstattung der Verrechnungssteuer sicherzustellen. Beachten Sie dabei folgende Schritte:
1. Unterlagen vorbereiten
Sammeln Sie alle relevanten Unterlagen, wie jährliche Steuerübersichten der Bank, Depotbelege und Nachweise über ausländische Quellensteuern. Viele Banken stellen Ihnen übersichtliche Steuerauszüge zur Verfügung, die Sie direkt verwenden können.
2. Wertschriftenverzeichnis ausfüllen
Im Wertschriftenverzeichnis der Steuererklärung müssen Sie alle gehaltenen Aktien, Fonds oder ETFs auflisten. Für jede Position sind der Titel, die ISIN oder Valoren-Nummer, die Anzahl, der Kurswert am Jahresende und die erhaltenen Dividenden (Bruttobetrag) anzugeben.
3. Verrechnungssteuer und Quellensteuer angeben
Tragen Sie die bereits einbehaltene Verrechnungssteuer von 35% bei Schweizer Dividenden separat ein, um diese zurückzuerhalten. Für ausländische Dividenden verwenden Sie das DA-1 Formular, mit dem Sie Quellensteuern teilweise zurückfordern oder anrechnen lassen können.
4. Verkaufte Wertschriften berücksichtigen
Vergessen Sie nicht, auch Dividenden von Aktien oder Fonds anzugeben, die Sie im Laufe des Jahres verkauft haben. Nur so sichern Sie sich sämtliche Ansprüche auf Steuerrückerstattungen.
5. Fristen einhalten
Beachten Sie die kantonale Frist für die Einreichung Ihrer Steuererklärung (meist den 31. März). Eine rechtzeitige und vollständige Abgabe verhindert unnötige Nachzahlungen oder den Verlust von Ansprüchen.
6. Häufige Fehler vermeiden
Stellen Sie sicher, dass Sie sämtliche Dividendenerträge angeben und alle erforderlichen Belege beifügen. Besonders kleine Beträge werden oft übersehen, was zu Rückfragen der Steuerbehörden führen kann.
Eine sorgfältige Vorbereitung und vollständige Deklaration erleichtert nicht nur Ihre Steuererklärung, sondern sorgt auch dafür, dass Sie alle Ihnen zustehenden Steuervorteile nutzen können.
Hinweise zur Steueroptimierung von Dividenden
Obwohl Dividenden in der Schweiz steuerpflichtig sind, können Sie als Anlegerin oder Anleger die Höhe Ihrer Steuerbelastung beeinflussen, indem Sie bestimmte Steuermechanismen verstehen:
Verrechnungssteuer und ausländische Quellensteuer
Bei Schweizer Dividenden erhalten Sie die einbehaltene Verrechnungssteuer von 35% vollständig zurück, wenn Sie diese korrekt in Ihrer Steuererklärung deklarieren. Bei ausländischen Dividenden können Sie durch die Nutzung von Doppelbesteuerungsabkommen einen Teil der Quellensteuer zurückfordern oder in der Schweiz anrechnen lassen.
Steuerfreie Ausschüttungen
Achten Sie auf Dividendenzahlungen aus Kapitaleinlagereserven (KER). Diese Ausschüttungen sind unter bestimmten Voraussetzungen steuerfrei. Um die Steuerbefreiung geltend zu machen, müssen Sie diese dennoch vollständig in Ihrer Steuererklärung angeben.
Einfluss des Anlagehorizonts
Berücksichtigen Sie bei Ihren langfristigen Anlageentscheidungen, dass private Kapitalgewinne aus Aktienverkäufen in der Schweiz steuerfrei sind, während Sie Dividendeneinkünfte versteuern müssen.
Nutzung steuerbegünstigter Vorsorgeformen
Ihre Anlagen innerhalb der Saüle 3a sind während der Ansparphase von Einkommens- und Vermögenssteuern befreit. Dies bietet steuerliche Vorteile bei Dividendenerträgen und Kapitalgewinnen. Erst bei Auszahlung der Säule 3a fällt eine einmalige reduzierte Besteuerung an.
Fazit: Nutzen Sie die Dividendenbesteuerung clever
Die Besteuerung von Dividenden hat grossen Einfluss auf die reale Rendite Ihrer Investments. Als Anlegerin oder Anleger in der Schweiz sollten Sie Ihre Dividendenerträge präzise und vollständig deklarieren und die bestehenden Rückerstattungsmöglichkeiten nutzen. Wenn Sie steuerliche Aspekte bei Ihren Anlageentscheidungen berücksichtigen, tragen Sie langfristig dazu bei, Ihre finanziellen Ziele besser zu erreichen.