Obligationen sind für ein ausgewogenes Portfolio unentbehrlich. Ihre Erträge variieren jedoch je nach Zinsumfeld und Marktbedingungen, was eine fundierte Beurteilung besonders wichtig macht. Welche Obligationen sind für Ihre Bedürfnisse empfehlenswert? Was zeichnet die «besten» Obligationen aus? Die Antwort hängt ganz davon ab, was Sie persönlich suchen: maximale Sicherheit, eine attraktive Rendite oder eine optimale Mischung aus beidem.
In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie sich souverän in der Schweizer Obligationenlandschaft bewegen können, auf welche zeitlosen Bewertungskriterien es ankommt und mit welchen Methoden Sie eigenständig beurteilen können, welche Obligationen am besten zu Ihren individuellen Anlagezielen passen.
Inhaltsverzeichnis
- Was genau ist eine Obligation und wie funktioniert sie?
- Die wichtigsten Begriffe im Überblick:
- Welche Arten von Obligationen gibt es?
- Überblick über die Obligationenlandschaft in der Schweiz
- Staatsobligationen (Eidgenossen)
- Kantons- und Gemeindeobligationen
- Unternehmensobligationen (Corporate Bonds)
- Bankobligationen und Kassenobligationen
- Methoden für die eigene Analyse von Obligationen
- 1. Bonität: Wie zuverlässig ist der Schuldner?
- 2. Laufzeit und Zinsen: kurz oder lang?
- 3. Renditevergleich: Wie hoch ist der Ertrag?
- 4. Preisentwicklung im Blick behalten
- Fazit: Die «besten» Obligationen für Ihre individuellen Bedürfnisse
Was genau ist eine Obligation und wie funktioniert sie?
Eine Obligation (auch Anleihe oder Bond genannt) ist vergleichbar mit einem Kredit: Sie leihen einem Staat, einer Bank oder einem Unternehmen Geld. Im Gegenzug erhalten Sie regelmässige Zinszahlungen, und am Ende der vereinbarten Laufzeit bekommen Sie Ihr investiertes Kapital zurück. So unkompliziert funktioniert das Grundprinzip.
Obligationen werden an der Börse gehandelt. Das bedeutet, dass der Wert (Kurs) Ihrer Anlage schwanken kann. Wichtig für Sie zu wissen: Zwischen dem Preis einer Obligation und ihrer Rendite besteht ein umgekehrter Zusammenhang: Steigt der Preis einer Obligation, sinkt ihre Rendite. Fällt der Preis hingegen, steigt die Rendite.
Die wichtigsten Begriffe im Überblick:
Nominalwert (Par Value): Dies ist der Betrag, den Sie am Ende der Laufzeit zurückerhalten. Üblich sind Stückelungen von 1000 CHF. Wenn der Kurs einer Obligation bei 100% liegt, zahlen Sie genau 1000 CHF dafür. Bei einem Kurs von 102% würden Sie aktuell 1020 CHF bezahlen.
Coupon (Zinssatz): Der Coupon ist der Zins, den Sie regelmässig erhalten – meist jährlich oder halbjährlich. Beträgt der Coupon beispielsweise 2% und liegt der Nominalwert bei 5000 CHF, erhalten Sie jedes Jahr 100 CHF an Zinsen ausbezahlt.
Rendite (Yield): Die Rendite zeigt, welchen tatsächlichen Ertrag Sie erzielen, und wird vom aktuellen Obligationenkurs beeinflusst. Bei einem Kurs unter 100% ist Ihre Rendite höher als der ausgewiesene Coupon. Liegt der Kurs über 100%, fällt Ihre Rendite entsprechend tiefer aus. Besonders relevant ist die «Rendite bis zur Fälligkeit» (Yield to Maturity), welche sämtliche Zahlungen (Zinsen und Kapitalrückzahlung) bis zum Laufzeitende berücksichtigt.
Welche Arten von Obligationen gibt es?
Die Anlagewelt bietet verschiedene Obligationentypen, die sich in Verzinsung und Ausgestaltung unterscheiden. Hier finden Sie einen Überblick über die wichtigsten Varianten:
Festverzinsliche Obligationen: Sie erhalten jedes Jahr denselben festen Zinssatz. Dieser Zins bleibt während der gesamten Laufzeit unverändert.
Variabel verzinsliche Obligationen («Floater»): Bei diesen Obligationen passt sich der Zinssatz regelmässig an. Er wird häufig an einen Referenzzins wie den SARON gekoppelt. Dadurch bleibt Ihre Verzinsung auch bei schwankenden Marktzinsen attraktiv.
Zero-Coupon-Obligationen: Diese Obligationen zahlen keine laufenden Zinsen. Stattdessen erwerben Sie sie zu einem Rabatt (z. B. 950 CHF) und erhalten bei Fälligkeit den vollen Nominalwert (z. B. 1000 CHF) zurück. Die Differenz stellt Ihre Rendite dar.
Spezialformen: Hierzu zählen etwa Wandelanleihen («Convertible Bonds»), die später in Aktien umgetauscht werden können, oder Pfandbriefe mit Immobiliensicherheiten. Diese speziellen Obligationenformen erfüllen oft bestimmte Zwecke und bieten zusätzliche Chancen, bergen jedoch auch spezifische Risiken.
Mit diesem Grundlagenwissen sind Sie nun gut gerüstet, um die Funktionsweise von Obligationen zu verstehen. Im nächsten Abschnitt betrachten wir die Schweizer Obligationenlandschaft genauer: Welche Emittenten sowie Obligationenarten sind hierzulande typisch, und welche Trends prägen derzeit den Markt?
Überblick über die Obligationenlandschaft in der Schweiz
Die Schweiz verfügt über einen hoch entwickelten Obligationenmarkt, geprägt von staatlichen, unternehmerischen und finanziellen Emittenten. Wenn Sie Schweizer Obligationen vergleichen, stellen Sie häufig verschiedene Herausgeber sowie Bonitätsstufen gegenüber:
Staatsobligationen (Eidgenossen)
Die Schweizerische Eidgenossenschaft gibt regelmässig Bundesobligationen heraus, die als risikoärmste CHF-Anlagen gelten. Diese Anleihen finanzieren den Bundeshaushalt und haben Laufzeiten von wenigen Monaten (Geldmarktbuchforderungen) bis zu 10 oder sogar 30 Jahren. Ihr Zinssatz liegt meist unter jenem von Unternehmensobligationen, da der Schweizer Staat als äusserst kreditwürdig gilt.
In der Vergangenheit bewegten sich die Renditen zehnjähriger Schweizer Bundesobligationen zeitweise sogar im negativen Bereich. Inzwischen sind sie wieder positiv – ein Hinweis auf veränderte Zinskonditionen in der Schweiz. Staatsobligationen bieten hohe Sicherheit und eignen sich als stabile Anlagen, wobei die Ertragschancen naturgemäss begrenzt bleiben.
Kantons- und Gemeindeobligationen
Auch Kantone und grössere Städte begeben eigene Obligationen. Die Bonität ist hoch, variiert jedoch je nach Finanzkraft des Emittenten. Manche Kantonalobligationen werden implizit durch den jeweiligen Kanton gestützt, was das Ausfallrisiko gering hält. Sie finden in diesem Segment oft leicht höhere Coupons als bei Bundesanleihen, jedoch stets mit sehr überschaubarem Risiko.
Unternehmensobligationen (Corporate Bonds)
Grosse Schweizer Konzerne wie Nestlé, Novartis oder Roche sowie Finanzinstitute begeben regelmässig Obligationen am Kapitalmarkt. Diese Corporate Bonds bieten höhere Zinsen als Staatsanleihen, um die etwas höhere Ausfallwahrscheinlichkeit auszugleichen. Ihre Laufzeiten liegen häufig zwischen 3 bis 10 Jahren, können aber auch deutlich länger sein.
Achten Sie bei Unternehmensanleihen genau auf die Bonität: Viele Schweizer Top-Unternehmen verfügen über Ratings im Investment-Grade-Bereich (hohe Qualität), während kleinere Firmen eventuell keine Rating-Ausweise haben und somit als riskanter eingestuft werden. Es lohnt sich, verschiedene Angebote zu vergleichen – etwa nach Branche, Laufzeit und Rating.
Auch ausländische Unternehmen emittieren CHF-Obligationen in der Schweiz, um Schweizer Franken aufzunehmen; diese sogenannten CHF-Auslandsobligationen erweitern Ihre Auswahlmöglichkeiten.
Bankobligationen und Kassenobligationen
Schweizer Banken nehmen ebenfalls Fremdkapital über Obligationen auf. Kassenobligationen sind eine Schweizer Besonderheit: Sie werden direkt von Banken (häufig Kantonalbanken oder Grossbanken) an Privatanlegerinnen und -anleger ausgegeben. Diese Papiere haben feste Laufzeiten (typischerweise 2 bis 10 Jahre) und bieten feste Zinsen, die meist etwas über den Zinsen von Sparkonten liegen.
Im Gegensatz zu klassischen Obligationen sind Kassenobligationen nicht börslich handelbar, sondern werden bis zur Fälligkeit bei der emittierenden Bank gehalten. Sie gelten als sehr sicher, da Schweizer Banken strengen Regulierungen unterliegen. Allerdings tragen Sie als Anlegerin oder Anleger das Kreditrisiko der Bank.
Neben Kassenobligationen begeben Banken auch obligationenähnliche Produkte wie Pfandbriefe (durch Grundpfand gedeckte Obligationen zur Refinanzierung von Hypotheken) oder Nachrang-Anleihen. Letztere bieten höhere Zinsen, stehen im Ernstfall jedoch bei der Rückzahlung hinten an (z. B. Additional Tier 1-Anleihen).
Methoden für die eigene Analyse von Obligationen
Um herauszufinden, welche Obligationen am besten zu Ihren Bedürfnissen und der Gesamtstrategie Ihres Wertschriftendepots passen, stehen Ihnen verschiedene hilfreiche Methoden und Kriterien zur Verfügung. Im Kern geht es darum, das Verhältnis zwischen Risiko und Ertrag richtig einzuschätzen.
1. Bonität: Wie zuverlässig ist der Schuldner?
Die zentrale Frage lautet: Wie sicher zahlt der Emittent die Zinsen pünktlich und erstattet den vollständigen Betrag bei Fälligkeit zurück? Hierbei hilft die sogenannte Bonitätsprüfung. come in. Rating-Agenturen wie Moody’s oder Standard & Poor’s bewerten die Zahlungsfähigkeit von Staaten und Unternehmen mit Noten von «AAA» (höchste Sicherheit) bis «D» (Zahlungsausfall). Je besser das Rating, desto geringer das Ausfallrisiko, aber auch, desto niedriger der Zins. Obligationen mit schwächerem Rating bieten höhere Zinserträge, bringen jedoch entsprechend höhere Risiken mit sich.
2. Laufzeit und Zinsen: kurz oder lang?
Die Laufzeit bestimmt, wie lange Ihr Kapital gebunden ist und wie empfindlich der Kurs auf Zinsänderungen reagiert. Kurze Laufzeiten (etwa 1 bis 3 Jahre) bieten in der Regel tiefere Zinsen, sind jedoch weniger anfällig für Zinsschwankungen. Lange Laufzeiten (10 Jahre und mehr) offerieren oft höhere Zinsen, reagieren allerdings stärker auf Marktveränderungen.
3. Renditevergleich: Wie hoch ist der Ertrag?
Vergleichen Sie die Renditen verschiedener Obligationen, um zu beurteilen, ob sie attraktiv bewertet sind. Achten Sie besonders auf den Zinsaufschlag (auch «Yield Spread»). Dies ist die Differenz zwischen der Rendite einer Obligation und einer sicheren Staatsanleihe mit gleicher Laufzeit. Ein höherer Aufschlag signalisiert, dass der Markt dieser Obligation ein grösseres Risiko zuschreibt.
4. Preisentwicklung im Blick behalten
Beobachten Sie die Kursentwicklung der Obligationen. Stabile oder steigende Kurse können ein Zeichen für das Vertrauen des Marktes in den Emittenten sein. Sinkende Kurse könnten hingegen erhöhte Risiken signalisieren.
Fazit: Die «besten» Obligationen für Ihre individuellen Bedürfnisse
Die Frage nach den «besten Obligationen» lässt sich nicht pauschal beantworten. Die optimale Wahl hängt stets von Ihren persönlichen Anlagezielen und Ihrem Risikoprofil ab. Nutzen Sie die vorgestellten Bewertungskriterien und prüfen Sie Chancen sowie Risiken sorgfältig. Eine fundierte Entscheidung kann den entscheidenden Unterschied machen, weshalb sich professionelle Unterstützung lohnen kann. Möchten Sie Ihre Obligationenstrategie individuell optimieren? Kontaktieren Sie unser Wealth Management Team und profitieren Sie von einer persönlichen Beratung.