Eine Rezession bezeichnet per Definition einen spürbaren wirtschaftlichen Abschwung – ein Thema, das 2025 auch in der Schweiz an Aktualität gewonnen hat. Nachdem in den letzten Jahren globale Krisen wie die Covid-19-Pandemie und inflationsbedingte Zinserhöhungen die Konjunktur beeinflussten, fragen sich viele Schweizerinnen und Schweizer, ob eine Rezession bevorsteht und wie man sich darauf vorbereiten kann.
Gerade für investmentinteressierte Personen ist es wichtig zu verstehen, was hinter dem Phänomen Rezession steckt und welche Auswirkungen es auf die Schweizer Wirtschaft und die Geldanlage haben kann. In diesem Beitrag erklären wir leicht verständlich und faktenbasiert, was eine Rezession ist, welche Merkmale sie auszeichnen und wie Anlegerinnen und Anleger aus der Schweiz mit einer rezessiven Phase umgehen können – aus einer anlageorientierten Perspektive.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist eine Rezession?
- Historische Rezessionen in der Schweiz
- Finanzkrise 2008/2009: Ein globaler Schock trifft die Schweiz
- Corona-Rezession 2020: Ein beispielloser Stillstand
- Strategien zur Bewältigung einer Rezession
- 1. Solide persönliche Finanzplanung
- 2. Diversifikation und defensive Anlagestrategien
- 3. Verhalten in Krisenzeiten: Ruhe bewahren und Chancen nutzen
- Prognosen: Was erwartet die Schweiz?
- Fazit: Langfristige Perspektive bewahren
Was ist eine Rezession?
Eine Rezession ist eine Phase wirtschaftlichen Rückgangs. Technisch spricht man davon, wenn das Bruttoinlandprodukt (BIP) in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen sinkt. Das BIP misst den Gesamtwert aller produzierten Güter und Dienstleistungen. Fällt dieser über ein halbes Jahr, gilt das als Zeichen einer Rezession.
Rezessionen sind Teil des normalen Wirtschaftszyklus: Auf Wachstumsphasen folgen Abschwünge, bevor es wieder aufwärts geht. Wichtig ist die Unterscheidung zwischen einer vorübergehenden, technischen Rezession und einer strukturellen Rezession, bei der grundlegende Veränderungen in der Wirtschaft zu einem anhaltenden Abschwung führen – etwa durch technologische Umbrüche oder das Wegbrechen wichtiger Branchen.
Typische Merkmale einer Rezession:
Rückgang der Wirtschaftsleistung: Das reale BIP schrumpft über mehrere Quartale.
Sinkender Konsum und Investitionen: Verbraucherinnen und Verbraucher sind zurückhaltender, Unternehmen investieren weniger.
Rückgang von Produktion und Exporten: Aufgrund geringerer Nachfrage wird weniger produziert. Exportorientierte Länder wie die Schweiz spüren globale Schwächen besonders.
Niedrigere Unternehmensgewinne: Die Umsätze vieler Firmen sinken, was zu geringeren Gewinnen führt.
Gedämpfte Inflation oder Deflation: Sinkende Nachfrage kann den Preisdruck reduzieren. In der Schweiz bleibt die Inflation oft tief, unter anderem wegen des starken Frankens.
Wirtschaftsforschungsstellen wie das SECO oder die KOF der ETH analysieren laufend verschiedene Indikatoren. Ein Beispiel ist das KOF-Konjunkturbarometer, das im Januar 2024 über 101 Punkte erreichte – ein Hinweis auf mögliche Erholung.
Rezession vs. Depression:
Dauert eine Rezession aussergewöhnlich lange und fällt besonders tief aus, spricht man von einer Depression. Ein historisches Beispiel ist die Grosse Depression der 1930er-Jahre. Solche Fälle sind selten – moderne Wirtschafts- und Geldpolitik versucht frühzeitig gegenzusteuern.
Historische Rezessionen in der Schweiz
Auch die Schweizer Wirtschaft ist vor Rezessionen nicht gefeit. Werfen wir einen Blick auf zwei jüngere Rezessionsphasen und was wir daraus lernen können:
Finanzkrise 2008/2009: Ein globaler Schock trifft die Schweiz
Die Finanzkrise begann in den USA, griff aber rasch auf die Weltwirtschaft über – auch die Schweiz blieb nicht verschont. Besonders betroffen waren die Exportindustrie und der Finanzsektor. Unternehmen investierten weniger, Aufträge blieben aus, die Wirtschaft schrumpfte.
Die Schweizerische Nationalbank senkte die Leitzinsen, der Bund unterstützte eine Grossbank und lancierte Konjunkturprogramme. Diese Massnahmen halfen mit, eine tiefere Krise zu verhindern. Auch die Börsen reagierten heftig, erholten sich aber in den Folgejahren deutlich.
Was man daraus lernen kann: Solche Phasen zeigen, wie wichtig eine breit abgestützte Anlagestrategie und ein kühler Kopf sind. Wer langfristig investiert blieb, konnte von der Erholung profitieren.
Corona-Rezession 2020: Ein beispielloser Stillstand
Die Covid-19-Pandemie führte 2020 zu einem abrupten Einbruch der Wirtschaft – auch in der Schweiz. Binnen Wochen wurden weite Teile des öffentlichen Lebens heruntergefahren. Besonders stark litten Tourismus, Gastronomie und der Detailhandel. Gleichzeitig gerieten auch Lieferketten und Exporte unter Druck.
Der Bund reagierte mit dem grössten Hilfspaket der Geschichte – darunter Überbrückungskredite, Kurzarbeit und Soforthilfen. Die Schweizerische Nationalbank stabilisierte zusätzlich den Frankenmarkt. Dank dieser raschen Reaktion fiel die Rezession zwar tief, aber kurz aus.
Was man daraus lernen kann: Krisen können unerwartet und heftig kommen. Wer vorbereitet ist – finanziell und emotional – kann solche Phasen besser überstehen. Auch zeigte sich: Die Märkte reagieren schnell, in beide Richtungen.
Strategien zur Bewältigung einer Rezession
Eine Rezession lässt sich von einzelnen Personen nicht verhindern – aber man kann sich darauf vorbereiten und als Anlegerin oder Anleger durch kluge Strategien die Auswirkungen abmildern.
1. Solide persönliche Finanzplanung
In wirtschaftlich guten Zeiten sollte man das Fundament legen, um eine schlechte Phase zu überstehen. Dazu gehört vor allem, ein Finanzpolster aufzubauen. Als Faustregel gilt: Rücklagen in Höhe von 3–6 Monatsausgaben auf einem leicht zugänglichen Konto helfen, kurzfristige Einkommenseinbussen (z. B. durch Jobverlust oder Kurzarbeit) zu decken. So vermeiden Sie, in einer Krise eilig Wertpapiere verkaufen zu müssen.
Schuldenmanagement: Achten Sie darauf, konsumentenkredite oder Kreditkartenschulden so weit wie möglich abzubauen. Solche Schulden können in einer Rezession besonders drückend werden, etwa wenn Zinsen steigen oder das Einkommen unsicherer wird.
Vorsorge nicht vernachlässigen: Die Altersvorsorge in der Schweiz ruht auf drei Säulen. Insbesondere die freiwillige private Vorsorge (Säule 3) kann auch in Krisenzeiten hilfreich sein.
2. Diversifikation und defensive Anlagestrategien
Eine fundierte Anlagestrategie ist in Rezessionszeiten Gold wert. Ein zentrales Prinzip lautet: Diversifikation – also die Verteilung des Vermögens auf verschiedene Anlageklassen, Branchen und Regionen. Warum ist das so wichtig? In einer Rezession entwickeln sich Anlageklassen oft unterschiedlich: Während Aktienkurse fallen können, halten sich Anleihen oder Edelmetalle wie Gold manchmal stabil oder gewinnen sogar an Wert. Durch einen breit gestreuten Mix glätten Sie Verluste einer Anlage durch die Stabilität einer anderen.
Falls Sie unsicher bei der Aufteilung sind, kann eine professionelle Anlageberatung helfen, die passende Strategie zu finden. Finanzberaterinnen und Finanzberater entwickeln Anlagelösungen abgestimmt auf Ihre Risikobereitschaft und Ziele – typischerweise über diversifizierte Portfolios verschiedener Anlageklassen.
3. Verhalten in Krisenzeiten: Ruhe bewahren und Chancen nutzen
Die beste Strategie nützt wenig, wenn man in der Krise die Nerven verliert. Daher ist ein ruhiges, diszipliniertes Verhalten während einer Rezession entscheidend:
Nicht in Panik verfallen
Langfristige Perspektive einnehmen
Portfolio überprüfen und allenfalls rebalancieren
Antizyklische Chancen erkennen
Notgroschen und Liquidität bewahren
Emotionen managen
Kurz gesagt: Bleiben Sie rational und diszipliniert. Lassen Sie sich nicht von der allgemeinen Negativstimmung anstecken. Eine Rezession geht vorüber – und Sie wollen vorbereitet sein, wenn es wieder aufwärts geht.
Prognosen: Was erwartet die Schweiz?
Die aktuellen Einschätzungen zur wirtschaftlichen Entwicklung in der Schweiz sind gemischt, aber insgesamt eher zuversichtlich. Es deutet derzeit wenig auf eine starke Rezession hin – vielmehr gehen viele Beobachtende von einem moderaten Wachstum aus.
Trotzdem bleibt die Unsicherheit hoch. Mehrere Faktoren könnten die Entwicklung in den kommenden Jahren beeinflussen:
Zinsen: Die Geldpolitik dürfte eine wichtige Rolle spielen. Eine mögliche Lockerung könnte Investitionen begünstigen, während anhaltend hohe Zinsen eher bremsend wirken würden – besonders für den Immobilienmarkt und Unternehmen.
Globale Einflüsse: Als exportorientierte Volkswirtschaft ist die Schweiz eng mit der Weltwirtschaft verflochten. Schwankungen in Europa, den USA oder China wirken sich entsprechend auf die Nachfrage nach Schweizer Produkten aus.
Frühindikatoren: Signale aus Industrie, Konsum und Finanzsektor geben ein gemischtes Bild. Während sich einige Bereiche stabil zeigen, gibt es auch Anzeichen für Zurückhaltung. Die Entwicklung bleibt also offen.
Externe Schocks: Unvorhergesehene Ereignisse – geopolitische Krisen, wirtschaftliche Turbulenzen oder globale Gesundheitsrisiken – könnten jederzeit neue Herausforderungen bringen.
Was bedeutet das für Privathaushalte?
Auch wenn kein akuter Grund zur Sorge besteht, ist eine vorausschauende Haltung ratsam. Wer seine Finanzen im Griff hat, Reserven aufbaut und sein Portfolio regelmässig überprüft, kann unterschiedlichen Entwicklungen gelassener begegnen.
Eine gute Vorbereitung schliesst auch ein, über verschiedene Szenarien nachzudenken – sei es durch gezielte Weiterbildung, einen soliden Liquiditätspuffer oder den Austausch im persönlichen Umfeld.
Fazit: Langfristige Perspektive bewahren
Rezessionen gehören zum Wirtschaftszyklus – sie sind unangenehm, aber letztlich vorübergehend. Die Schweiz hat in der Vergangenheit bewiesen, dass sie mit kluger Politik und stabilen Strukturen auch schwere Abschwünge meistern kann. Für Anlegerinnen und Anleger bedeutet das: Bleiben Sie langfristig orientiert. Wer einen Anlagehorizont von 10, 20 oder mehr Jahren hat, wird im Laufe dieser Zeit mehrere Ab- und Aufschwünge erleben. Entscheidend ist, die finanziellen Grundregeln einzuhalten – Diversifikation, regelmässiges Sparen, Kosten minimieren, Emotionen kontrollieren – und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen, aber niemals kopflos zu handeln.