Zinsen
Anlagestrategie
By Alpian12. April 2025

Negativzinsen: Was sie bedeuten – und wie Sie darauf vorbereitet sind

Nach Jahren positiver Zinsen und wirtschaftlicher Stabilisierung rücken Negativzinsen in der Schweiz wieder ins Blickfeld. Während viele sie als ein vergangenes Kapitel betrachten, zeigen aktuelle geldpolitische Entwicklungen, dass eine Rückkehr nicht ausgeschlossen ist – insbesondere vor dem Hintergrund sinkender Inflation und globaler Unsicherheiten.

In diesem Artikel erfahren Sie, was Negativzinsen sind, weshalb sie eingesetzt werden, wie sie sich auf Ihr Vermögen auswirken können und welche Strategien Privatpersonen und Unternehmen ergreifen können, um sich zu schützen.

Was sind Negativzinsen und wie funktionieren sie?

Negativzinsen bedeuten, dass Geld auf einem Konto an Wert verliert. Anstatt Zinsen zu erhalten, zahlen Kontoinhaberinnen und -inhaber eine Gebühr für ihre Einlagen. Dieser Mechanismus wurde insbesondere nach der Finanzkrise 2008 von Zentralbanken eingeführt, um die Wirtschaft zu stimulieren.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) senkte ihren Leitzins im Jahr 2015 auf -0,75 %, um die Aufwertung des Schweizer Frankens zu bremsen. In der Folge führten auch Geschäftsbanken teilweise sogenannte «Guthabengebühren» für hohe Einlagen ein – insbesondere bei Firmen und vermögender Privatkundschaft.

Ziel der Negativzinsen ist es, die Kreditvergabe zu fördern, Investitionen zu stimulieren und einer Deflation entgegenzuwirken. Allerdings stellen sie Sparerinnen und Sparer sowie Unternehmen vor neue Herausforderungen: Klassische Sparanlagen lohnen sich kaum noch – wer nicht umdenkt, riskiert reale Vermögensverluste.

Aktuelle Situation der Negativzinsen in der Schweiz

Nach einer jahrelangen Phase von Negativzinsen (2015–2022) hat die SNB im September 2022 den Ausstieg aus dem Negativzinsregime vollzogen. Seither wurde der Leitzins in mehreren Schritten angehoben – bis Juni 2023 auf +1,75 % – um der zwischenzeitlich gestiegenen Inflation entgegenzuwirken​.

Im Verlauf von 2024 drehte der Trend jedoch: Die Teuerung in der Schweiz sank deutlich und näherte sich der Null, was die SNB zu einer Serie von Zinssenkungen veranlasste. Bis März 2025 wurde der SNB-Leitzins wieder auf +0,25 %gesenkt​.

Was bedeutet das für Sie?

Aktuell erhebt keine Schweizer Grossbank Negativzinsen auf Privatkundeneinlagen. Doch bei einem weiteren Rückgang des Leitzinses in den negativen Bereich könnte sich das ändern – insbesondere für Kundinnen und Kunden mit sehr hohen Guthaben.

Fachleute sind sich uneinig: Finanzmarktexpertinnen und -experten und Wirtschaftsinstitute zeichnen ein uneinheitliches Bild hinsichtlich der künftigen Zinsentwicklung in der Schweiz.

Hier ein Überblick einiger Prognosen und Einschätzungen im Jahr 2025:

  • KOF ETH Zürich: Die Konjunkturforschungsstelle erwartet, dass der SNB-Leitzins bis Ende 2025 tiefer liegen wird als Anfang 2025. Eine Rückkehr zu Negativzinsen halten die KOF-Ökonominnen und -Ökonomen zwar für möglich, aber eher unwahrscheinlich​. Die Zinsen dürften also nahe 0 % liegen, jedoch voraussichtlich nicht deutlich darunter.

  • Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg): In ihrem Swiss Banking Outlook rechnen die Chefökonominnen und -ökonomen und CIOs der Banken mehrheitlich damit, dass der SNB-Leitzins bis Mitte 2025 auf 0,25 % fällt und bis Ende 2025 sogar ein Null- oder Negativzinsumfeld herrschen könnte​. Grund dafür seien die niedrigen Inflationserwartungen (Prognose: nur 0,6 % Inflation 2025) und die konjunkturelle Abkühlung. Negative Zinsen werden also nicht ausgeschlossen, falls die Teuerung weiter unter Druck bleibt.

  • Umfrage unter Ökonominnen und Ökonomen (Reuters): Ein Grossteil der von Reuters befragten Fachleute ging im März 2025 davon aus, dass die SNB nach der Senkung auf 0,25 % vorerst pausieren und den Zins mindestens bis 2026 auf +0,25 % belassen wird​. Fast 60 % der befragten Expertinnen und Experten erwarten Ende 2025 weiterhin 0,25 %, einige sehen einen Rückgang auf 0 %​. Nur wenige rechnen noch mit Negativzinsen: 13 von 15 Fachleuten stuften das Risiko einer Rückkehr in den negativen Bereich als gering ein​. Die meisten halten also anhaltend niedrige, aber nicht negative Zinsen für das wahrscheinlichste Szenario.

  • SNB-Kommunikation: Die SNB selbst betont ihre datenabhängige Haltung. Sie würde Negativzinsen nur bei klarer Deflationsgefahr wieder einführen​. Schlegel und Jordan heben hervor, dass man die Preisstabilität mittelfristig sichern will und einzelne Monate mit negativer Inflation toleriert​. Internen Prognosen zufolge dürfte die Inflation 2025 im Schnitt bei rund 0,6 % liegen​ – also knapp über Null, was keinen dringenden Negativzinsbedarf signalisiert.

Zusammengefasst erwarten Expertinnen und Experten für die Schweiz weiterhin Tiefzinsen. Ob die 0 %‑Marke erneut unterschritten wird, ist umstritten.

Tipps zum Umgang mit Negativzinsen für Privatpersonen

Ein Umfeld mit Negativ- oder Tiefzinsen stellt Privatpersonen vor besondere Herausforderungen. Klassisches Sparen auf dem Bankkonto lohnt sich kaum noch, da viele Konten nur 0–0,25 % Zins bieten – deutlich unter der aktuellen Inflationsrate. Der reale Wert des Geldes sinkt also, selbst wenn keine direkten Gebühren erhoben werden.

Während der Negativzinsphase zwischen 2015 und 2022 wurden Privatkundinnen und -kunden in der Schweiz meist von expliziten Strafzinsen verschont. Doch mit der anhaltenden Tiefzinslage seit 2024 und der Aussicht auf weiter sinkende Zinsen gewinnt die Frage nach alternativen Anlagestrategien erneut an Bedeutung.

Hier einige bewährte Massnahmen:

1. Geld gezielt anlegen statt «parken»

Bargeld auf dem Konto ist bequem, aber in einem Tiefzinsumfeld oft nicht werterhaltend. Viele Schweizerinnen und Schweizer suchen deshalb nach renditestärkeren Alternativen.

Mögliche Strategien sind:

  • Breit diversifizierte ETF-Portfolios, die auf langfristigen Vermögensaufbau ausgerichtet sind

  • Obligationenfonds oder Aktienfonds, die eine risikogerechte Rendite ermöglichen

  • Eine individuelle Anlageberatung, um persönliche Ziele, Anlagehorizont und Risikoprofil zu berücksichtigen

Die SNB selbst hat darauf hingewiesen, dass Sparerinnen und Sparer bei unbefriedigenden Zinsen auch ihre Bank wechseln können, um bessere Konditionen zu erhalten. Ein aktiver Umgang mit dem eigenen Kapital wird zur Notwendigkeit – besonders in Zeiten strukturell tiefer Zinsen.

Wichtig: Jede Investition birgt Risiken. Doch ein klar definierter Anlagehorizont und eine gute Diversifikation können helfen, Schwankungen zu glätten und realen Vermögenszuwachs zu erzielen.

2. Vorsorgesäule 3a oder 3b gezielt nutzen

Die private Vorsorge ist nicht nur steuerlich attraktiv, sondern auch ein effizienter Hebel gegen Kaufkraftverlust:

  • Beiträge zur Säule 3a (bis zu CHF 7’056 im Jahr 2025) können vom steuerbaren Einkommen abgezogen werden

  • Auch die freie Vorsorge (Säule 3b) bietet Spielraum für individuell gestaltbare Anlagepläne

Gerade im anhaltenden Tiefzinsumfeld kann eine aktive Vorsorgestrategie helfen, die Altersrente langfristig zu sichern und gleichzeitig Renditechancen zu nutzen.

Mehr dazu: Säule 3a optimal nutzen

3. Fremdwährungen und geografische Diversifikation prüfen

Einlagen in stabilen Fremdwährungen können – je nach Zinsumfeld – attraktivere Konditionen bieten als CHF-Konten.

Zum Beispiel bietet Alpian aktuell verzinste Fremdwährungskonten in EUR und USD an – eine interessanteOption für alle, die ihr Kapital über den Schweizer Franken hinaus diversifizieren möchten.

Zudem lässt sich das Risiko durch geografisch gestreute Anlagen reduzieren. Wer beispielsweise in internationale ETF- oder Aktienfonds investiert, profitiert von unterschiedlichen konjunkturellen Entwicklungen weltweit. Das senkt das Klumpenrisiko, etwa durch eine einseitige Abhängigkeit von der Schweizer Wirtschaft.

Wichtig: Fremdwährungsanlagen bergen Wechselkursrisiken. Eine fundierte Beratung hilft dabei, die passende Allokation zu finden und Chancen sinnvoll zu nutzen.

Fazit: Strategisch auf Negativzinsen reagieren

Negativzinsen bleiben ein geldpolitisches Instrument, das in wirtschaftlich unsicheren Zeiten wieder zum Einsatz kommen kann – auch in der Schweiz. Zwar sind sie aktuell nicht in Kraft, doch das anhaltende Tiefzinsumfeld zwingt Privatpersonen zum Umdenken.

Wer heute auf klassische Sparkonten setzt, riskiert einen schleichenden Kaufkraftverlust. Anlageorientierte Strategien, eine optimierte Vorsorgeplanung und professionelle Beratung helfen, das eigene Vermögen langfristig zu schützen und sinnvoll einzusetzen.

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